Lebenslauf & Glaubenslauf
Martina Fleck, ehrenamtlich berichtet im Dezember 2019 über ihren Lebenslauf und Glaubenslauf
Als Kind der Diaspora bin ich in meiner Heimatstadt Bebra, die zu der Zeit Grenzstadt zur DDR war, zusammen mit fünf Kindern aufgewachsen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie nach dem Krieg Kriegsgefangene und Flüchtlinge am Bahnhof Bebra ankamen. Bilder, die mir bis auf den heutigen Tag lebendig sind.
Im Elternhaus und bei den Schwestern unserer Pfarrei erfuhr ich die ersten Schritte im Glaubensleben. Die Gebete zu den drei Tageszeiten gehörten selbstverständlich zum Alltag. Ich lernte zu helfen, wo „Not am Mann" ist. Große Vorbilder für mich waren damals die Kapuziner in unserer Pfarrei, zu denen unser Elternhaus regen Kontakt pflegte. So war es ganz selbstverständlich, dass die Gemüse-, Obst- und Blumenernte geteilt wurde.
Es war „gelebter Glaube" im Alltag. Der Aufenthalt bei den „Töchtern von hl. Kreuz" in Aspel am Niederrhein prägte mein Glaubensbild. Gerade am Gebetsleben erfuhr ich durch deren Gemeinschaft, was es heißt, Christ zu sein.
Nach meiner Ausbildung als Erzieherin arbeitete ich in mehreren Einrichtungen (Fulda, Bad Soden Allendorf, Bad Hersfeld). Dort lernte ich meinen Mann kennen. Ein neuer Lebensabschnitt begann für uns im Rheingau. lch arbeitete in der Schule des St. Vincenz Stiftes, mein Mann trat eine Stelle an der Rheingauschule an. In der Pfarrei HI. Kreuz fanden wir schnell eine neue Heimat.
Der Lebensweg führte mich dann in verschiedene Kitas und zuletzt in das Altenheim St. Marien in Geisenheim, wo mein Mann und ich uns besonders engagieren. Die Arbeit mit den älteren Menschen bereitet mir viel Freude, besonders in Verbindung mit der Kita St. Marien in unmittelbarer Nachbarschaft. Ein freundliches Wort, eine Hand halten, zuzuhören, Verständnis zu zeigen, ist für mich im Heim und auch „draußen" wichtig geworden.
Ich spüre, Gott hält mich, schenkt mir Kraft und begleitet mich bei meinem Tun.
Martina Fleck, ehrenamtlich
Sebastian Braun, Gemeindereferent schreibt im November über seinen Lebenslauf und Glaubenslauf
Aufgewachsen bin ich in einer, wie man so sagt, gut katholischen Familie. So gehörten Kirche und Gemeinde fest zu meinem Leben – und ich kann mich auch nicht erinnern, jemals keine Lust darauf gehabt zu haben. Der Situation in der DDR geschuldet war die Gemeinde meine zweite Heimat, wo anders geredet wurde, als es sonst möglich war. Auch wenn ich mit meinen Mit-schülern einen guten Kontakt hatte: Freunde waren für mich die aus der Kirchengemeinde.
Gottesdienst, Religionsunterricht, Messdienerstunde, Jugendabend und manches mehr – zwei bis drei Mal war ich jede Woche mindestens auf dem Pfarrgelände. Nun gibt es solche Biografien aber häufiger und nur manche führen dann in einen kirch-lichen Dienst. Also steht die Frage, wie sie im Film „Sister Act“ so unvergleichlich schön gestellt wurde: „… und wann haben Sie den Ruf gehört?“ (die Älteren erinnern sich vielleicht …) Nach Abitur und Armeezeit begann ich ein Geografie-Studium, aber irgendwie war ich damit unzufrieden. Ein Kurs „Exerzitien im Alltag“ für junge Erwachsene führte mich im Frühjahr 1992 auf die Spur, Gemeindereferent zu werden und das, was mir bisher schon wichtig war, nun fundiert, ausgebildet zu tun. Ich kann sagen, dass ich mein „Hobby“ zum Beruf gemacht habe – und was gibt es eigentlich Schöneres? Als ich die Ausbildung begann, meinte unsere Organistin in Nordhausen zu mir: „Hoffentlich hast du dir das gut überlegt, nicht dass du irgendwann deinen Glauben verlierst bei all dem, was du dann mitbekommst.“ Sie hatte wohl ihre Erfahrungen gemacht und ich kann sie inzwischen verstehen.
Dass ich heute einen fröhlichen und lebensbejahenden Glauben leben kann, hat wohl mit den Erfahrungen in Kindheit und Jugend zu tun: da wurde der Glaube belächelt und abgelehnt, angefragt und bekämpft. Ich musste mich damit intensiv und tiefer auseinander setzen, um zu erkennen, was er mir wert ist auch bei allem, was ich in der Kirche kritisch sehe. So kann ich heute manchmal gelassener sein, wenn es in der Kirche mal wieder „menschelt“ oder ich mich frage, was der liebe Gott sich wohl so denkt.
Sebastian Braun, Gemeindereferent
Felix Lamberti, Priesteramtskandidat erzählt im Oktober 2019 über seinen Glaubenslauf
„Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.“ Psalm 104
Dieser Vers aus dem Psalm 104 ist der wohl inständigste Wunsch, der heutzutage an die Kirche gerichtet wird. Und irgendwie ist das wohl auch der Grund, aus dem ich 2018 ins Priesterseminar eingetreten bin.
Priester? Wer will das denn heute noch machen?
Mein Wunsch Priester zu werden rührte, seit meiner ersten Auseinandersetzung mit meiner Berufung und rührt auch heute noch, vor allem aus dem Willen zur Veränderung.
Als jahrelanger Messdiener, Gruppenleiter und Katechet bin ich vielen Menschen begegnet, die verändert haben, mich – die Gesellschaft – die Kirche. Aus dieser Veränderung, so glaube ich, leben wir alle. Sie ist der Atem Gottes – der Geist – der ausgesandt wird, um das Antlitz der Erde zu erneuern.
Der Glaube, der uns als Christen miteinander verbindet, uns eint, aber manchmal auch streiten lässt und uns herausfordert, ist der Kern dieser Veränderung, die unser ganzes Leben durchzieht. Dieser Glaube bewegt jeden Menschen und treibt ihn auf seine ganz eigene Weise dazu an, diese Welt zu verändern.
Für mich ganz persönlich bedeutet dieser Glaube den Versuch zu wagen, als Priester in unserer Gesellschaft zu leben. Dieser Weg, auf den ich mich gewagt habe, ist lang und führt nicht immer über blühende Wiesen, sondern auch durch Wüsten. Aber auch in diesen Wüsten gibt es etwas, das mich antreibt, das im Kern ein Wille nach Veränderung ist.
„Veränderung in dieser Kirche, wie soll das denn gehen?“
Wenn ich davon erzähle, was für mich Glaube und Kirche bedeutet, ernte ich oft ungläubige Blicke. Die Moral-, Sexual- und Wertevor-stellungen des letzten Jahrhunderts, die Stellung der Frau in der Kirche und die immer gleichen langweiligen Gottesdienste zeugen ja nun wirklich nicht von Veränderung. So oder so ähnlich wird mir dann oft geantwortet.
Doch wer glaubt, Kirche sei Politik, Meinungsmache, Bevormundung oder ein enges Korsett fürs Leben, der hat von der eigentlichen Kirche nichts mitbekommen. Kirche, das sind Menschen – du – ich – wir.
„Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen“ 1 Petr 2,5
Als Christen sind wir dazu gerufen, in der Welt einen Unterschied zu machen und sie so zu verändern. Dies gilt für unser ganz alltägliches Leben, genauso wie für unser Leben in und mit der Kirche. Uns allen als Christen der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau, aber auch als Menschen, die wir in der Welt sind, wünsche ich den Mut zu verändern und damit auch den Mut zu glauben.
Felix Lamberti
Priesteramtskandidat
Dr. Alexandra Wagler schreibt im September 2019 über ihren Glauben
Evangelisch getauft erfolgte nach dem frühen Tod meiner Mutter der Übertritt zum katholischen Glauben. Gruppenstunden zur Vorbereitung zur Erstkommunion, Teilnahme an Besinnungstagen an der St. Ursula-Schule - soweit schien also alles „in Ordnung“. Als dann im „üblichen“ Ablauf die Firmung anstand, habe ich mich allerdings dagegen entschieden.
Im Verlauf von Studium und Referendariat standen Glaube und Kirche ebenfalls nicht gerade an oberster Stelle. Dies war u.a. bedingt durch die damals anstrengende Situation mit einer schweren Erkrankung meines Vaters. Als er dann 2013 verstarb, meldete sich eine leise Stimme in mir, die mich immer wieder in den Gottesdienst zog. Am ersten Osterfest „allein“ merkte ich auf einmal, dass es der Glaube an die Auferstehung war, der mich aufrecht gehalten hat (und hält). Einige Zeit später wurde mir klar, dass ich mich mehr mit dem Glauben beschäftigen, mich fester binden möchte – und ich machte mich auf den Weg zur Erwachsenenfirmung.
In der Vorbereitung darauf habe ich festgestellt, dass es für mich mit einem jetzt ganz anderen, tieferen Verständnis der richtige Weg war, erst jetzt dieses Sakrament zu empfangen.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in kurzer Zeit einige Jahre „kirchlicher Tätigkeiten“ „nachgeholt“ habe (Gott misst eben mit anderen Maßstäben…).
Ich bin Lektorin, biete Andachten und Wortgottesfeiern an, singe im Kirchenchor und bin hier und da als helfende Hand und Unterstützung da. Der Kurs zur Wortgottesfeierbeauftragten im letzten Jahr hatte den schönen Nebeneffekt, dass ich nun auch als Kommunionhelferin tätig sein darf.
Das hört sich jetzt vielleicht nach Arbeit an. Ja, manchmal ist es etwas anstrengend, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen. Aber in meinem Urlaub im letzten Jahr habe ich deutlich gemerkt: da gehöre ich hin. Ich gebe, aber ich empfange auch.
Dr. Alexandra Wagler
Bernhard Franz, ehrenamtlicher Mitarbeiter, beschreibt im Juni 2019 seinen Glaubenslauf
Bernhard Franz? Ist das nicht der Sohn des Postmanns Klaus Franz und seiner Frau Waltraud? Wurde er nicht hier im St. Josephs Krankenhaus am 21.03.1966 geboren, hat im katholischen Kindergarten Römerhang gespielt, hat er nicht eine katholische Frau mit Namen Judith katholisch geheiratet und hat er nicht in katholischen Chören und Bands gesungen und grillt er nicht seit Jahrzehnten auf dem katholischen Pfarrfest St. Jakobus? Lebt er nicht unter uns in Rüdesheim friedlich in seinem Haus?
Was soll da besonderes sein, das machen viele? Ich sag es euch: Das waren und sind nur Äußerlichkeiten und ich habe nach der Welt gelebt. Dies führte letztendlich zu meiner tiefen seelischen Krise mit Tiefpunkt im Jahr 2013! Bitte, Du, äh Sie? Ja, ich. Ich steckte wie ein Wurm tief im Schlamm und hoffte, es wird bald irgendwie besser. Weit gefehlt.
Und ich weiß, es ergeht vielen so und bleibt doch unerkannt.
Die Wendung: Da gab es doch jemanden, den kannte ich von früher, der sollte mir doch helfen können.
Sein Name: Jesus von Nazareth. Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Nein, er ist der Sohn Gottes und mein Heiland. Er wartete Jahrzehnte geduldig auf mich, dass ich mich ihm zuwende, was ich in meiner Not auch tat. Er fackelte nicht lange, packte mich beim Schopf, zog mich aus dem Schlamm und sagte zu mir:
„Ich liebe dich mein Sohn. Ich schenke dir ein neues Leben und du nimm mein Joch auf dich. Folge mir nach.“
Upps, was geht ab? Nun, seit Ende 2013 verändert sich mein Leben, nicht radikal, sondern gut dosiert, denn der Herr weiß, was er mir zumuten kann, und er sendet mir den Heiligen Geist, so oft wie ich ihn darum bitte. Ich lerne seitdem Menschen kennen, die mir im christlichen Glauben verbunden sind.
Ob sie nun Katholik, Orthodoxe, Baptist oder Geschwister aus einer Freikirche sind. Insbesondere bekam ich eine Schwester im Herrn, die mich Gottes Liebe verstehen lässt.
Es ist jetzt ein Leben in Fülle, nicht wie die Welt es mir vorgaukelte.
Auch Maria, die Mutter Jesu, durfte ich in der Zeit kennenlernen, war ich ihr doch gegenüber sehr reserviert. Und jetzt bete ich sogar den Rosenkranz. Unsere Mystik ist für mich elementar wichtig. Beweist auch sie die Existenz Gottes. Oder hat unsere Hildegard von (Ei)Bingen etwa nicht Gott geschaut?
Bernhard Franz, ehrenamtlich
Martina Hock, ehrenamtliche Mitarbeiterin spricht im Mai 2019 über ihren Lebenslauf & Glaubenslauf
Ein 53-jähriger Lebensweg bedeutet auch Glaubensweg. Deshalb möchte ich heute, liebe Brüder und Schwestern, einen Auszug aus meinem Leben mit Gott aufzeigen.
Im Grunde kann ich sagen, dass Gott mich von Anfang an begleitet hat, auch wenn ich mich von ihm entfernt habe.
Woran erkenne ich das?
Wäre es nach den ärztlichen Prognosen gegangen, hätte es mich nicht geben dürfen. Denn aus damaliger medizinischer Sicht wäre das so ähnlich, wie wenn das Wasser im Rhein bergauf fließen würde, sagte man meiner Mutter. Wie es aussieht gibt es mehr, als wir mit unseren Augen sehen können oder berechnen können. Ich bin in eine gläubige Familie hineingeboren und insbesondere durch meine Mutter und Großmutter im Glauben geprägt worden.
Ein weiteres Beispiel für Gottes Dasein in meinem Leben sehe ich in meinem beruflichen Weg.
Es war mir klar, dass ich einer Aufgabe nachgehen wollte, die mit Menschen zu tun hat. Zunächst erlernte ich den Beruf der Krankenschwester. Nach ein paar Jahren im Beruf arbeitete ich in einer Dialyse-Abteilung. Diese Arbeit machte mir Freude und bot mir zugleich gute Arbeitsbedingungen. Ich war zufrieden.
In diese Zufriedenheit hinein drängte sich mir ein leiser aber immer wiederkehrender Gedanke auf: „Werde Hebamme!“ Ich dachte nicht daran etwas zu verändern, denn mein Verstand sagte mir: „Du hast bereits eine Aus-bildung, du brauchst nichts mehr!“
Somit versuchte ich diese innere Stimme zu überhören. Durch einen fieberhaften Infekt wurde mir klar, mich dem Thema zu stellen und mich meinem heutigen Ehemann anzuvertrauen.
Entgegen meiner Erwartung meinte er, dass dies eine gute Idee sei. Damit war die erste Hürde geschafft und ich hatte Rückenwind. Mit nur zwei Bewerbungen wurde mir ein Ausbildungsplatz zuteil, was vor 28 Jahren, ungewöhnlich war. Für mich bedeutet dieser Beruf sehr viel. Ich empfinde es immer wieder als ein Geschenk der Freude und Gnade Gottes, Familien begleitend zur Seite stehen zu dürfen. Dabei fühle ich mich Gott sehr nahe, denn es geht um das Leben und Leben bedeutet für mich Glaube und umgekehrt.
Segensreiche Grüße
Martina Hock, ehrenamtlich
Inge Dries, ehrenamtliche Mitarbeiterin erzählt im April 2019 von ihrem persönlichen Lebens- und Glaubenslauf
Das Prägende meiner Kindheit. Ich bin 1958 geboren in Rüdesheim/Rhein als viertes von fünf Kindern einer Hotelierfamilie.
Kirchliches Leben im Sommer mit der Familie zusammen gibt es bei uns nicht. Zur Messe wird man geschickt. Als Kleinkind wehre ich mich lautstark. Die dunkle Kirche, der große, Angst ein-flößende Kirchenschweizer, später die Kommunionvorbereitung, die für mich im ersten Schuljahr viel zu früh kommt, sind zunächst einmal keine guten Erinnerungen.
Berührt in dieser Phase meines Lebens haben mich die Besuche der evangelischen Gemeindeschwester bei meiner Oma. Sie beten miteinander. Hier erlebe ich eine ganz besondere, sehr spirituelle Stimmung.
Als Jugendliche sind mir das Zeltlager in Löhe, Gruppenstunden, zwei tolle Ferienfreizeiten mit dem Kaplan in schöner Erinnerung; besonders die Firmvorbereitung. Wir besuchten das St. Vincenzstift. Für mich beeindruckend, eine gute Erfahrung. Als Studentin lerne ich in meiner schwäbischen Kirchengemeinde Frühschichten in der Fastenzeit mit anschließendem Frühstück kennen. Die Atmosphäre gefällt mir sehr. Ich schließe mich dem Jugendchor an und verrichte Lektorendienste. Die Gemeinde gibt mir Heimat.
Die Verbindung zur Kirche wird, zurück in Rüdesheim, wieder lockerer. Kirchliche Trauung und die Taufen der Kinder sind selbstverständlich.
Die Kommunion meiner Tochter, ich werde Katechetin, verändert alles. Das ist intensiv, sehr engagiert begleitet von den pastoralen Mitarbeitern. Ich entdecke mein Charisma. So wachse ich in die Kinderwortgottesdienstbegleitung hinein. Mir ist wichtig, dass sich die Kinder wohl fühlen, ihre Sinne angesprochen werden.
Im Bibelkreis erfahre ich viel über die Schrifttexte. Der Pfarrer beschreibt die Landschaften und Orte des Heiligen Landes sehr malerisch. So entwickelt sich eine Sehnsucht dorthin zu pilgern. Ich nehme an der Bistumswallfahrt teil. Die Eucharistiefeier wird zur Kraftquelle, Exerzitien im Alltag und spirituelle Angebote stärken meinen Glauben. Ein Leben ohne all das kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Inge Dries, ehrenamtliche Mitarbeiterin aus Rüdesheim
Julia Sperber-Hartmann, Gemeindereferentin schreibt im März 2019 über ihren Lebenslauf und Glaubenslauf
Liebe Mitglieder der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau,
seit 01. Februar 2019 darf ich meinen Dienst als Gemeindereferentin in Ihrer Pfarrei tun.
Damit Sie wissen, welches Gesicht und welche bisherige Geschichte sich hinter Ihrer neuen Gemeindereferentin verbirgt, möchte ich mich kurz vorstellen:
Mein Name ist Julia Sperber-Hartmann und ich lebe mit meinem Mann und unserer kleinen Tochter in Hattenheim. Ich wurde am 19.07.1984 in Damflos im Hunsrück geboren. In Hermeskeil besuchte ich den Kindergarten, die Grundschule sowie das Gymnasium. Da meine Mutter schon immer ehrenamtlich sehr engagiert in unserer Gemeinde war, bin ich von klein auf mit dem Glauben in Berührung gekommen und der sonntägliche Gottesdienstbesuch wurde zu einer Selbstverständlichkeit für mich.
In meiner Jugend haben dann einige negative Erlebnisse dazu geführt, dass ich mit Kirche „nichts mehr am Hut“ haben wollte. Wie man so oft hört, so hat dann auch bei mir die Begegnung mit einem Menschen – in diesem Fall war es eine tolle Religionslehrerin – den Weg wieder zurück bereitet. Sie war für mich ein lebendiges Zeugnis der Nächstenliebe und für die Frohe Botschaft Gottes.
Und so war dann auch schnell klar, dass ich mich nach dem Abitur für ein Lehramtsstudium der Fächer Theologie und Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz entschließen würde. Durch das Studium der Katholischen Theologie reifte schon bald der Wunsch in mir, Gemeindereferentin zu werden. Aus diesem Grund machte ich 2010 mein Diplom an der Katholischen Hochschule in Mainz.
Von September 2010 bis Juni 2012 war ich dann in Wirges als Gemeindeassistentin tätig und konnte erste pastorale und seelsorgliche Erfahrungen sammeln. Am 30. Juni 2012 wurde ich schließlich durch Bischof Tebartz-van Elst in den Dienst des Bistums und in den schönen Rheingau ausgesendet, wo ich 5 Jahre lang in der Nachbarpfarrei St. Peter und Paul gearbeitet habe. Nach 1 1/2jähriger Elternzeit führt mich mein Weg nun zu Ihnen.
Vieles müsste zwischen den Zeilen noch eingetragen werden – für ein intensiveres gegenseitiges Kennenlernen wird in den nächsten Jahren viel Zeit sein. Auf diese vor uns liegende Zeit, die Begegnungen und das gegenseitige Bestärken und Ermutigen im Glauben freue ich mich sehr.
Möge der Herr unsere gemeinsame Zeit begleiten und segnen.
Ihre Julia Sperber-Hartmann
Verona Mockenhaupt, Gemeindereferentin berichtet im Februar 2019 über Ihren Glaubenslauf
Bis zu meinem 12. Lebensjahr bin ich in Hannover Stöcken aufgewachsen. Meine Eltern waren ehrenamtlich in unserer Kirchengemeinde engagiert. So wuchs ich gemeinsam mit meinen beiden Schwestern von klein auf in das Gemeindeleben hinein.
Im Theaterstück „Himmlische Lebkuchenherzen“, das wir in der Gemeindeversammlung im Advent aufgeführt haben, bekam ich mit gerade einmal sechs Jahren schon eine Hauptrolle zugewiesen und hatte richtig viel auswendig zu lernen. Aber es machte große Freude, dabei zu sein. Ich hatte das große Glück, dass meine Eltern uns Kindern immer von einem gerechten, liebenden Gott erzählt haben, was mein Gottesbild bis heute geprägt hat.
Die Frage: „Muss ich in die Kirche gehen?“ stellte sich mir nicht, denn es war selbstverständlich, dass der sonntägliche Gottesdienstbesuch in unserer Familie dazu gehörte. So wurden wir Kinder auch nie zur Kirche geschickt, sondern immer von den Eltern begleitet. Ab und zu gab es danach einen Gemeindekaffee, bei dem wir mit unserem von viel Humor ge-prägten Pastor immer viel Spaß hatten. Viele positive Kindheits-erinnerungen, und später die wert-vollen Erfahrungen in einer Jugendgruppe, die der Schulpfarrer mit einer Lehrerin gemeinsam ins Leben ge-rufen hatte, trugen dazu bei, dass ich mich für das Studium der praktischen Theologie an der Fachhochschule in Mainz entschied und Diplom-Religionspädagogin wurde.
Zur Aussendungsfeier im Hohen Dom zu Speyer, bekam ich vom Weihbischof Ernst Gutting eine Bibel überreicht mit den Worten: „Was Du liest, das glaube. Was Du glaubst, danach lebe; und was Du tust, das erfülle im eigenen Leben“.
Bis heute sind mir diese Worte wichtig und wertvoll. Ich durfte immer die Erfahrung machen, dass Gott in Höhen und Tiefen meines Lebens ganz nah an meiner Seite ist. Dafür bin ich sehr dankbar, und freue mich, wenn ich mit anderen Menschen meinen Glauben teilen kann.
Verona Mockenhaupt, Gemeindereferentin
Tobias Jakobi, Diakon beschreibt seinen Lebens- und Glaubenslauf im Januar 2019
„Was willst Du, dass ich Dir tue?“
Diese Frage richtet Jesus an einen Blinden in Jericho (Lk 18,41) und sie begleitet auch mich auf meinem Glaubens- und Lebensweg.
Ich bin in der DDR im thüringischen Teil des Eichsfelds aufgewachsen, einer katholischen Enklave. Die kirchliche Gemeinschaft im Dorf war hier Schutz vor dem SED-System, hat aber auch eingeengt, da es auch darum ging, eine Pflicht zu erfüllen, da sonst „die Leute reden“. So kam es, dass nach einer Phase in der Kindheit, in der ich den Wunsch hatte, Priester zu werden, eine Zeit kam, in der Gott und Kirche für mich keine Rolle spielten. Ich durfte aber erfahren, dass Gott mich weder links liegen, noch mich in Ruhe lässt, nur weil ich mich nicht „melde“ (diese Erfahrung mache ich immer wieder). So wurde Glaube und Kirche für mich wieder wichtig und der Weg zum Priestertum, schien für mich doch der richtige Weg. Dass das nicht so ist, wurde mir klar, als ich meine Frau kennen und lieben gelernt habe. Die Erkenntnis, dass mein Weg ein anderer ist, war nicht einfach.
Hatte ich doch erst mein Leben quasi umgekrempelt um Priester zu werden.
Die Suche nach Arbeit hat mich dann in den Rheingau geführt und die Suche nach dem, was Gott von mir will, wohl auf den Weg hin zum Diakonat.
Es ist der Versuch einer Antwort auf die Frage, was er von mir will. Mein Weihespruch lautet „Ich habe euch ein Beispiel gegeben“ (Joh 13,15). Dies verstehe ich als Antwort Jesu und ich versuche vor allem in meinem Alltag durch mein Tun beispielhaft zu leben und zu zeigen, dass Kirche nichts ist, was eine Stunde am Sonntag statt-findet, sondern zu einem Gott hinführt, der uns alle fragt: „Was willst Du, dass ich Dir tue?“.
Dabei verstehe ich auch immer mehr, dass ich gar nicht der bin, der fragen sollte, sondern dass ich wie der Blinde bin, der sich durch sein Leben tastet und nach Gott sucht. Ich verstehe auch ganz langsam, dass Gott mich immer wieder anspricht und ich, wie der Blinde damals in Jericho, ant-worten darf: „Herr, ich möchte sehen können“.
Tobias Jakobi, Diakon
Benjamin Rinkart, Diakon beschreibt im Dezember seinen Glaubenslauf
„Auch der Sperling fand ein Haus und die Schwalbe ein Nest, wohin sie ihre Jungen gelegt hat - deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König.“ Ps. 84,4
Wann wussten Sie das erste Mal, dass Sie Priester werden möchten? Diese Frage wird mir öfter gestellt.
Wenn ich ehrlich bin wollte ich schon als Kindergartenkind gerne Priester werden. Als Sohn einer Gemeindereferentin war für mich die Kirche und ihre Liturgie immer schon ein Zuhause. Ich bin sozusagen ein solcher „Spatz“, der sein Zuhause beim Altar gefunden hat, wie es im Psalm 84 heißt.
Aufgewachsen bin ich im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim. Dort bin ich auch in den katholischen Gemeindekindergarten und die Grundschule gegangen.
Nach der Schule habe ich die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher in Oberursel an der Ketteler-LaRoche-Schule absolviert. Nach einem Anerkennungsjahr im katholischen Kindergarten Herz Jesu Frankfurt Fechenheim, habe ich dann praktische Theologie in Mainz studiert.
Von dort aus habe ich an der Philosophisch Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt a.M. und der Paris Lodron Universität in Salzburg Theologie studiert.
Nach dem Abschluss als Magister der Theologie 2016 habe ich ein Jahr in der katholischen Gemeinde deutscher Sprache in Madrid Erfahrungen in der Auslandsseelsorge sammeln dürfen.
Seit September 2017 kann ich nun hier im schönen Rheingau in der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau meinen Dienst tun.
Am 17. März diesen Jahres habe ich das Geschenk der Diakonenweihe empfangen. Im Zugehen auf die Priesterweihe am 08. Juni 2019 kann ich mich weiterhin als „Spatz“ an den Altären unserer 13 Kirchen zu Hause fühlen.
Für die Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich Ihnen alles Gute und Gottes Segen und bitte Sie weiterhin um ihr Gebet.
Ihr Benjamin Rinkart, Diakon
Diakon Waldemar Eichholz schreibt im November seinen Lebenslauf im Glauben
Ein langer Weg
für meine Vorfahren, die 1756 freiwillig von einem Hunsrücker Dorf nach Galizien (heute Ukraine) auswanderten; für meine Eltern, die 1939 nicht freiwillig nach Westpreußen (heute Polen) umgesiedelt wurden, anschließend durch den Krieg flüchten mussten und schließlich in Wiesbaden ihre dritte, letzte Heimat fanden.
Für mich, bis ich schließlich mit 54 Jahren in Limburg zum Diakon geweiht wurde.
Die Suche meiner Vorfahren und Eltern nach einer neuen endgültigen Heimat und ihr katholischer Glaube haben mich geprägt. In meinem Beruf als Lehrer habe ich in 45 Dienstjahren versucht, spätestens nach sechs Jahren den Dienstort oder die Schulart zu wechseln. Neugierde oder Sehnsucht nach einer sicheren Heimat?
Im Beruf fand ich meine Frau. Wir heirateten 1968 und die Familie vergrößerte sich im Laufe der Jahre um drei Kinder und sieben Enkelkinder.
Kurz nach der Heirat begann mein Interesse an der Theologie, das bis heute anhält, sich erweitert und vertieft hat; zunächst als Gasthörer an der Universität Frankfurt/Main, dann durch Zusatzstudien. Da ich hauptsächlich in Schulen unterrichten wollte, in denen beeinträchtigte oder benachteiligte Schüler waren, folgte mein Studium zum Sonderschullehrer. Neben meiner beruflichen Tätigkeit hatte ich die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit in der Pfarrei von Johannisberg.
Nach zwanzig Jahren ehrenamtlicher Arbeit habe ich mich auf den Rat von Pfarrer Braun im Juli 1993 zur Ausbildung als Diakon beworben. Am 25.11.1995 wurde ich von Bischof Kamphaus zum Diakon geweiht. Die ersten elf Jahre hatte ich als Diakon nur wenige Aufgaben, da ich noch berufstätig war. Aber die letzten elf Jahre kann ich als Pensionär ‚ungehemmt‘ arbeiten.
Immer noch habe ich Freude an vorbereitenden Aufgaben: Firmangebote, Bibelarbeit, Trau- und Taufgespräche. Trauergespräche mit Hinterbliebenen sind für mich besonders intensive Möglichkeiten der Begegnung.
Grundlage der Freude an der Arbeit für den Glauben sind und bleiben immer die Eucharistiefeiern, die ich teilweise am Altar oder mitten in der Gemeinde feiere. Regelmäßige Stille und Gebete in der Nacht sind für mich eine Quelle meiner Kraft.
Waldemar Eichholz, Diakon
Beate Hollingshaus, Pastoralreferentin beschreibt im Oktober 2018 ihren Glaubenslauf
Geschichten haben mich schon immer fasziniert. Ich kann mich erinnern, wie gerne ich als kleines Mädchen neben meiner Oma auf dem Sofa gesessen habe und sie mir aus den Märchen der Gebrüder Grimm vorgelesen hat.
Irgendwann habe ich dann selbst das Lesen angefangen und konnte nicht mehr davon lassen! Ich finde es spannend zu lesen, was Menschen widerfährt, was sie tun, welche Geschichte ihres Lebens sie zu erzählen haben. Womöglich war dies auch ein Beweggrund dafür, neben der Theologie Geschichte zu studieren und so manche Zusammenhänge aus der Vergangenheit in der Gegenwart besser verstehen zu können.
Ich lese gerne, aber ich höre auch gerne zu. Wenn Menschen aus ihrem Leben erzählen, bin ich eine ausdauernde Zuhörerin. Ein Schlüsselerlebnis war die Aufgabenstellung meiner Diplomarbeit: „Die Beziehungen der Studentengemeinden Halle und Mainz von 1952 bis 1991“. Den Inhalt dieser Beziehungen konnte man nicht durch Zusammen-fassen mehrerer Bücher zu einem weiteren wiedergeben. Die Methode der „Oral History“ verlangte, in die verschiedensten Orte zu reisen und Menschen zu interviewen, die damals diese Beziehungen mitgestaltet haben. Eine aufregende (Zeit-) Reise für mich!
Das diesjährige geistliche Jahresmotto „Hier bin ich, Du hast mich gerufen“ hat mich besonders angesprochen. Geht es doch zuallererst darum zu hören, dass Gott mich ruft.
In der Ausbildung zur Pastoralreferentin, dabei vor allem im Krankenhaus, erlebte ich, dass es die Aufgabe des Seelsorgers/der Seelsorgerin ist, zuzuhören, Menschen zu verstehen ohne sie zu bewerten, für sie da zu sein. Diese Aufgabe finde ich nach wie vor die spannendste in meinem Beruf und sie begegnet mir in den vielfältigsten Aufgabengebieten, wo ich mit Menschen zusammentreffe.
Gott gehört zu meinem Leben ganz selbstverständlich dazu. Das wurde mir im großen Kreis der Familie und vor allem durch Gottesdienstbesuch, Bibelkreis, Singen im Chor und ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde vermittelt. Gott hält mich, schenkt mir Kraft und begleitet mich durchs Leben – in dieser Überzeugung bin ich aufgewachsen und gereift.
Diesen Glauben möchte ich leben und weitergeben. Wenn ich meine beiden Kinder betrachte, merke ich, welch große Herausforderung dies in unserer Zeit ist! Aber vor dieser Aufgabe stehe nicht nur ich – auch Kirche wird nur zukunftsfähig sein, wenn sie sich immer wieder neu den Herausforderungen der Zeit stellt. Und dabei sind wir – Gott sei Dank – nicht allein!
Beate Hollingshaus
Pastoralreferentin
Schwester Hiltrus Gutjahr, Wallfahrtsbegleiterin schreibt im September 2018 über ihren Glaubensweg
von Jugend auf ist mein Leben geprägt von der Beziehung zu Jesus Christus, die für mich ein besonderes Geschenk Gottes ist. Elternhaus und Schule vermittelten mir den Kontakt zur Kirche. Begeistert war ich Gruppenleiterin von Frohschargruppen. Gern denke ich an die Schulungen in Mainz, die mir zu einer Vertiefung im Glauben verhalfen und einen lebendigen Zugang zu Gottesdiensten, zur Bibellesung.
Prägend wurde für mich der Besuch der Abteikirche St. Hildegard mit unserer Schulklasse. Das Christusbild in der Apsis hat mich als Dreizehnjährige so fasziniert, dass ich immer dortbleiben wollte. Hier empfing ich meine Berufung zum Ordensleben als Benediktinerin. Nach dem Abitur wählte ich das kürzeste Studium zur Grund-und Hauptschullehrerin, weil ich ins Kloster wollte. Später lernte ich im Religionsunterricht bei Jugendlichen, dass sie wenig Interesse für die frohe Botschaft von Jesus hatten.
Mein Glaubensweg führte mich zur Erkenntnis, dass nur der Heilige Geist die Herzen der Menschen bewegen kann. So reifte in mir die Entscheidung, als Benediktinerin Gottes Geist zur Verfügung zu stehen.
Seit 1969 lebe ich in der Abtei St. Hildegard – in dem Auf und Ab der Bezieh-ungen in der Gemeinschaft. Der Liebe zu Jesus Christus soll nichts vorgezogen werden, dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden. Der Weg des Glaubens ist Leben in Beziehung, somit stets offen auch für die Überraschungen Gottes.
So überraschte mich eines Tages die Frage von Mutter Clementia, ob ich bereit wäre, am Schrein der hl. Hildegard in der Wallfahrtskirche die Pilger zu begrüßen. Seit 2002 bin ich in dieser dynamischen Aufgabe. Mit der hl. Hildegard bin ich schon länger auf dem Weg. Seminare und Vorträge auch außerhalb des Klosters fordern, dass ich mich mit einzelnen Themen in den Visionen der hl. Kirchenlehrerin beschäftige.
Wer seinen Glauben vertiefen möchte, erhält eine wunderbare kräftige Nahrung von Gott in den Visionen der Prophetin und Heilkundigen.
Als Beispiel möchte ich unser Wallfahrtsbild von 2018 kurz vorstellen.
Mich berührt es, dass die allererste Vision im Buch „Wisse die Wege“ nicht die Offenbarung des dreieinen Gottes ist, das wir von dem Mosaik über dem Schrein der Wallfahrtskirche kennen, sondern Gott zeigt sich als der Leuchtende in Beziehung zur Menschheit, zum Gottesreich.
„Ich sah gleichsam einen großen Berg und auf ihm Einen von solcher Herrlichkeit sitzen, dass sein Glanz meine Augen blendete. Von seinen beiden Seiten erhob sich ein sanfter Schatten wie Flügel von erstaunlicher Breite und Länge.“ Gott der Allherrscher herrscht über den gesamten Erdkreis. Er gibt Weisung, Ermahnung, er gewährt vor allem im Schatten seiner Flügel Schutz und Geborgenheit. Am Fuß des Berges stehen zwei Gotteskräfte, die uns zeigen, wie wir als Geschöpfe Gottes leben sollen. Die große Gestalt, die über und über mit Augen bedeckt ist, ist die Furcht des Herrn. Sie ist ganz Auge für Gott und schneidet alles ab, was nicht zu Gott passt.
Die andere kleine Gestalt lebt in der Haltung der Gottesfurcht; sie vertraut sich wie ein Kind dem Leuchtenden an, die Armut im Geiste, ganz einfach und frei für den Empfang der Gnade. Ihr Haupt ist bereits ganz in das Licht Gottes getaucht.
Vom Leuchtenden auf dem Berg gehen noch viele lebendige Funken aus, verschiedene Tugendkräfte, die die gottesfürchtigen Menschen umgeben mit ihrer Hilfe und ihrem Schutz. Im Berg sind viele kleine Fenster mit Menschengesichtern zu sehen, teils weiß, sie leben in der Gottverbundenheit, teils fahl, in der Gottvergessenheit. Schwach und arm macht sich der Mensch, der nicht gerecht, in der richtigen Ausrichtung als Geschöpf Gottes lebt.
Die hl. Hildegard gibt uns die Weisung: „Gott, der seine Schöpfung kraftvoll und gütig regiert, durchströmt mit dem Licht himmlischer Erleuchtung, die ihn fürchten und ihm in Liebe im Geist der Demut dienen, und er führt sie zu den Freuden der ewigen Schau, wenn sie auf dem Weg der Gerechtigkeit ausharren.“
Der heilige Gott offenbart sich als Be-ziehung zum Menschen, zu seiner Schöpfung, von Ihm geht Heilung und Leben aus.
Mein Glaubensweg erhält immer wieder Impulse in der Beschäftigung mit den Schriften der hl. Kirchenlehrerin, die mich begleiten, z.B. „Verkünde meinen Sohn, der das Leben in feuriger Liebe ist. Ich nehme die Rosen, die Lilien, die ganze Grünkraft an mein Herz und lasse es Lob sein für Gott.“ Diese Ermunterung zur Lebensfreude möchte ich weitergeben. Danken möchte ich für viele Begegnungen auf meinem Lebens- und Glaubensweg.
Sr. Hiltrud Gutjahr OSB, Benediktinerin, Wallfahrtsbetreuung
Sonja Haas-Wessendorf Pastoralreferentin schreibt im Juli/August über Ihren Glaubensweg
Ich habe 1976-84 in Münster Theologie studiert. In der Zeit war eine schwungvolle Aufbruch-Stimmung innerhalb der Kirche, die Studenten und auch ich freuten sich darauf, Kirche neu zu gestalten. Die heutige Kirchenentwicklung nimmt die Grundanliegen der „Kirche der Gläubigen“ auf und das freut mich, für mich macht es etwas rund.
Ich bin dann als eine der ersten Frauen im Bistum Hildesheim in den Dienst gegangen und habe feministische Theologie eingebracht, die von den Erfahrungen von Frauen ausgeht und ihr Leben im Glauben deutet mit der Schrift. Heute würde man das eher feminine Theologie nennen.
1992/93 habe ich drei Töchter geboren, die wie ein Wirbelwind in mein Leben kamen und blitzartig auch alle drei in Ausbildung zogen.
In so krassen Veränderungen habe ich es hilfreich gefunden, in Gebet und geistlicher Begleitung zu finden, was für neue Chancen der jeweilige Lebensabschnitt hat.
Auch meine Trennung von meinem ersten Mann 2012 und die erneute Heirat 2017 und der Wechsel zum Bistum Limburg waren große Veränderungen. Gerade weil ich den Glauben als so hilfreich erlebt habe, interessiere ich mich für die „Pastoral der Übergänge“.
Im Vertrauen des Glaubens gelingt es, Blockaden zu lösen, Abschied von Altem zu nehmen, seine Liebe zu jetzigen Möglichkeiten zu betonen, Neues zu gestalten.
Deswegen habe ich geistliche Begleiterin gelernt und biete Einzelgespräche und Gruppenangebote dazu an.
Die Breite unseres Glaubens ist mir vor Augen, allein wenn ich meine nun mehr 4 Töchter (eine Stieftochter) anschaue:
Die eine ist mehr helfend gläubig, im Tun, keine große Kirchgängerin, die andere lebt mehr Stoß-Gebete in ihrem Leben und erlebt das Heilige in Musik und Wandern. Die nächste ist tatsächlich mal liturgisch-gottesdienstlich religiös, und dann lebt eine ihren Glauben mit dem Schwerpunkt auf Gemeinschaft, also sozusagen „sozial-religiös“.
Und es gibt noch viele weitere Formen, seinen Glauben zu leben. Und erst zusammen sind wir Kirche in unserer Vielfalt.
Das begeistert mich!
Sonja Haas - Wessendorf
Pastoralreferentin
Johnson Puthuva, Krankenhausseelsorger, beschreibt im Mai seine Liebe zu Gott
Ich liebe Gott. Schon immer, seit ich mich erinnern kann, liebe ich Gott.
Diese Liebe lernte ich zuerst in meiner Familie kennen. Das Samenkorn für meinen Glauben haben sicherlich meine Eltern in mich eingepflanzt. Unser Familienleben war geprägt vom Glauben an Gott. Gottesdienstbesuche und das tägliche Rosenkranzgebet haben bei uns einen hohen Stellenwert.
Die Kirche ist seit der Taufe meine Herberge, meine Heimat geworden. Kirche war für mich ein Ort der Gastfreundschaft, in der alle Müden und Schutzsuchenden, sogar die mit schweren Lasten Beladenen Gelegenheit finden sollen für Kontakt, Freundschaft, Gespräch und Beratung. Meine Kindheit und Jugendzeit war von der Kirche und von der katholischen Schule geprägt.
Ich war mit großer Leidenschaft Ministrant und auch sonst überall zur Stelle, wo ich in der Pfarrei helfen konnte. In unserer Familie gibt es zahlreiche Ordensschwestern und Priester. Ich wollte nach der Schulzeit weiterhin mit der Kirche in Verbindung bleiben. Für mich war immer klar, dass auch ich Priester werden möchte, auch wenn es ein langer Weg werden würde.
Welches Geschenk machte mir Gott dann mit der Priesterweihe, er gab mir unendlich viel Liebe zurück.
Als Seelsorger will ich meine Liebe zu Gott teilen und diese Liebe vermehren. Aus der nordindischen Mission führte mich der liebende Gott nach Deutschland. Nach langjähriger Tätigkeit hier als Pfarrer wurde für mich die Seelsorge von Kranken, beeinträchtigten Menschen und Alten immer wichtiger.
Es ist für mich ein großes Glück, dass mir die Diözese Limburg ermöglicht, als Krankenhausseelsorger zu arbeiten. Ich darf Kranke und Angehörige ein Stück auf ihrem Lebens- und Leidensweg begleiten. Hier kann ich die Menschen unterstützend begleiten und Trost spenden. Ich liebe Gott und schenke hier ein Stück meiner Liebe weiter und bekomme Liebe zurück.
Meine Liebe zu Gott darf ich auch beim täglichen Gottesdienst leben. Ich freue mich, mit Ihnen die Heilige Messe zu feiern. Einen Lernprozess musste ich hier in Deutschland allerdings durchschreiten.
In meiner Heimat kommen Sonntag für Sonntag sehr viele Gläubige, Kleine und Greise. Hier ist der Zulauf leider nicht ganz so gewaltig. Trotzdem ist für mich zentraler Punkt und meine größte Freude, die Heilige Messe mit Ihnen feiern zu dürfen.
Aber es gibt auch hier ein besonderes Zuckerl für mich. Es lässt mein Herz hüpfen, wenn die eifrigen Messdiener beim Gottesdienst sind.
In den Kindern lebt unser Glaube fort. Wenn Kinder die Liebe Gottes erfahren dürfen, dann tragen sie diese Liebe in sich und geben diese weiter, genauso wie ich diese Erfahrung machen durfte.
Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm. (1 Joh. 4,16). Ich bin mir ganz sicher, Gott hat mich auch lieb!
Ihr Johnson Puthuva,
Krankhausseelsorger
Kerstin Lembach, Pastoralreferentin, berichtet im April über ihren Lebens- und Glaubenslauf
Ich musste spontan an meinen Motivationslebenslauf denken, den ich, handschriftlich verfasst, für meine Bewerbung als Pastoralreferentin schreiben musste. Damals wie heute war und ist es mir wichtig, Menschen zu begleiten, von Beginn ihres Lebens bis hin zum Ende. Genau das tue ich auch.
In den fünf KiTas unserer Pfarrei begegnen mir die Jüngsten, die Kleinsten sind im Krabbelalter. In diesem Alter ist es wichtig, die Erfahrung zu machen, dass Glauben Freude macht, dass ich anderen Menschen vertrauen kann und zu spüren, dass ich geliebt bin. Wenn ich diese Erfahrungen kennenlerne, kann ich als Erwachsener nachvollziehen, was es heißt, Gott zu vertrauen und dass Gott die Liebe ist, die mein Herz füllt.
Natürlich begegnen mir dann auch Erzieherinnen und Erzieher von denen ich immer wieder einiges lernen kann. Zum Beispiel im größten Stress freundlich und gelassen zu bleiben, sei es gegenüber den Kindern, den Eltern oder mir, die den KiTa-Alltag manchmal durcheinander würfelt.
Zu den schönen Dingen in meinen Beruf zählt für mich die Chance, immer wieder Neues ausprobieren zu können. Dazu gehört dann auch, Liebgewordenes loszulassen, wie zum Beispiel die Vorbereitung zur Erst-kommunion, die ich lange in den „Lorcher“ Kirchorten geleitet habe.
Dort begegneten mir die unterschiedlichsten Familien.
Zu Neuem und zum Ausprobieren habe ich die Gelegenheit in den Auszeitengottesdiensten in Geisenheim und wenn ich demnächst die Firm-bewerberInnen auf ihrem Weg zur Firmung begleiten darf. Jugendliche um die 16 Jahre gehören nicht zu meinem Alltag. Ich freue mich auf diese Begegnungen.
Was für mich und meinen Glaubensweg immer das Wichtigste bleiben wird, ist Gottes Wort lebendig werden zu lassen. Sei es in lebendigen Gottesdiensten, im Bibelteilen oder mit einem Bibliolog. Gott sei Dank, gibt es immer wieder Menschen, die dabei mittun.
Sie auch?
Dann finden Sie mich unterwegs in der Pfarrei, im Lorcher Pfarrhaus oder unter der 06726/9000 (bitte benutzen Sie den Anrufbeantworter).
Kerstin Lembach, Pastoralreferentin
Konrad Perabo, Priesterlicher Mitarbeiter, berichtet im März über seinen Lebens- und Glaubenslauf
Jeder Brillenträger kennt das Gefühl, wenn er zum ersten Mal seine neue Brille aufsetzt. Was vorher verschwommen war, ist nun klar und deutlich zu sehen. Vorher konnte man nur ahnen, dass da noch mehr sein muss, doch nun kann man es endlich erkennen.
Es ist ein Moment der Freude und des Glücks, den ich in meiner Zeit als Augenoptiker immer wieder teilen durfte. Und das nicht nur als Beobachter, sondern als ein Helfer, der dem Kunden den Durchblick und damit auch ein Stück Sicherheit vermitteln konnte.
Aber nicht nur im Beruf habe ich die Erfahrung gemacht, dass da noch mehr ist, das es zu entdecken gilt. In den 18 Jahren, die ich im Limburger Domchor mitgesungen habe, hat mir die Musik geholfen, biblische Texte neu und tiefer zu verstehen. Egal ob es sich dabei um eine Messvertonung von Anton Bruckner handelte, in der die Erinnerung an die Kreuzigung Jesu mit musikalischen „Hammerschlägen“ unterstrichen wurde, oder ein Stück wie „Also hat Gott die Welt geliebt“
von Heinrich Schütz, in dem die Worte vom ewigen Leben in einem schwungvollen Dreivierteltakt gesungen werden, weil das „ewige Leben“ eben die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott bedeutet – immer wieder offenbarte die Musik mir Aspekte, die mir beim Lesen verborgen ge-blieben waren – ein Schatz, von dem ich bis heute noch zehre.
Mit der Musik habe ich auch die Liturgie unserer Gottesdienste schätzen gelernt. Denn auch hier geht es um mehr als um eine pädagogische Veranstaltung mit mehr oder minder großem Unterhaltungswert. Es geht um Gottesbegegnung, die keiner von uns „machen“ kann, sondern die wir uns nur von Gott schenken lassen können.
Aber viele können durch ihren Dienst in der Liturgie dazu beitragen, dass wir einander „mit der Erfahrung des Heils beschenken“, wie das Benedictus es formuliert.
Aus dem, was mich seit meiner Kindheit begleitet und geprägt hat, wurde mit der Weihe ein Lebens-Dienst, den ich bei Ihnen leisten darf. Mit Ihnen gehe ich jetzt in die Fastenzeit, eine Zeit, die uns wie ein geistlicher Sehtest helfen kann, das, was wir bisher nur erahnten, an Ostern klar und deutlich erkennen zu können – am besten mit allen Sinnen.
Konrad Perabo, Pfarrer
Pfarrer Marcus Fischer beschreibt im Januar seinen Lebends- und Glaubenslauf
Herzlich willkommen im neuen Jahr 2018!
Herzlich willkommen im neuen Vorwort. In diesem Jahr wird es von ihren hauptamtlichen MitarbeiterInnen geschrieben.
Auf einen ´nüchternen´ Lebenslauf verzichten wir. Sie können uns darauf vor Ort ganz unkompliziert an-sprechen.
Ein ´Glaubenslauf´ ist etwas anderes und gehört doch in den Lebenslauf mit hinein. Der Glaube eines Christen füllt die sachlichen Lebensdaten mit Inhalt.
Glaube ist für mich Beziehung. Mit Gott und mit den Menschen will ich diese Glaubensbeziehung leben.
Deswegen ist mir Weihnachten auch so wichtig. Hier geht´s um Leben. Gott wird ein Mensch, wie auch wir Menschen geworden sind – durch Geburt. Und dieses Geburtstagsfest geht kirchlich bis zur Taufe des Herrn. In diesem Jahr wird also der Weihnachtsfestkreis bis zum 7. Januar reichen. Eine Woche in der viele Menschen Weihnachten schon hinter sich gelassen haben. Die Fastnacht drängt zeitlich und der Aschermittwoch wird schon am 14. Februar begangen.
Aber warum kann Weihnachten nicht länger ein Thema sein?
Das Leben durch Gott sollte uns als Thema durch das Jahr begleiten.
Es geht hier also nicht nur um eine rührige Weihnachtspredigt? Die Beziehung zu Gott und den Menschen können wir von Januar bis Dezember pflegen und wachsen lassen. Dann wird unser Lebenslauf in diesem Jahr auch (wieder) ein ´Glaubenslauf´.
Marcus Fischer, Pfarrer
Pfarrer Michael Pauly schreibt im Februar über seinen Lebens- und Glaubensweg.
Wenn ich über meinen Glaubenslauf nachdenke, kommen mir unwillkürlich Menschen in den Sinn, die meinen Glauben grundgelegt, geprägt und bereichert haben.
Klar: Mein Glaube rührt von der Gottesbegegnung her, der Erfahrung des Angenommen- und Geliebtseins im Gebet und in den Sakramenten. Mein Glaube ist begründet in der Taufe, bekräftigt in der Firmung, auf die Probe gestellt durch Krankheit und Schuld, erneuert im Erleben von Versöhnung.
Andererseits ist mein Glaube schon immer ein „Glaube in Gemeinschaft“ gewesen. Er hat sich zu allererst ausgeprägt in der Familie. Meine Eltern glauben auf eine einfache, lebendige, fröhliche Art und Weise. In diesen Glauben durfte ich hineinwachsen und vieles habe ich für meine Art zu glauben übernommen.
Glaube in Gemeinschaft war in meiner Kindheit und Jugend glauben zu dürfen im Kirchort St. Martin in Oestrich, in der Kolpingfamilie und in der Oestricher Ehrengarde. Sehr geprägt und bereichert haben meinen Glauben die zahlreichen Aufenthalte bei der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in Frankreich.
Mein Gebetsleben wäre um einiges ärmer ohne die Taizé-Lieder, die es ermöglichen, meinen Glauben in einfache Worte zu fassen und im Herzen nachklingen zu lassen, so z.B.: Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus, meine Zuversicht: Auf dich vertraue ich und fürcht mich nicht.
Glauben in Verbundenheit mit ALLEN, die an Christus glauben in den unterschiedlichen Konfessionen ist mir ein Herzensanliegen. Fröhlich und zugleich einfach zu glauben lehrten mich auch immer wieder Menschen mit Beeinträchtigung: Blinde und Sehbehinderte während meines Zivildienstes, mein Cousin Pfr. Stefan Müller und seine Familie, Hörbehinderte und gehörlose Kinder während eines Praktikums und in meiner Kaplanszeit im Rheingau und heute die Menschen im Sankt- Vincenzstift und in den Außenwohngruppen. Und nicht zuletzt ist mein Glaubensweg durch Menschen ausgeformt worden, die ihren Glauben mit mir geteilt haben in den Pfarreien im Rheingau und im Westerwald.
DANKE allen, die mich auf meinem Glaubensweg begleitet haben und mich begleiten.
Ihr Pfr. Michael Pauly