Begeisterte Zuhörer in St. Petronilla
Eigentlich … waren die sechs schlimmen und rotzfrechen Herdmann-Kinder nur zur Probe des Weihnachts-Krippenspiels gekommen, weil ihnen jemand erzählt hatte, dass es dort Süßigkeiten umsonst gibt. Und ehe man sich versah, hatten Eugenia, Ralf, Klaus, Leopold, Olli und Hedwig Herdmann alle Hauptrollen für sich beansprucht: Maria und Josef, die Heiligen Drei Könige und den Verkündigungsengel. Dabei hatten die Herdmann-Kinder bisher noch nie etwas von der biblischen Weihnachtsgeschichte gehört. Und deshalb erwartete jeder das schlimmste Krippenspiel aller Zeiten. Was konnte man auch anderes erwarten von Kindern, die rauchten, klauten und die Nachbarn zur Verzweiflung brachten….
Der Ortsaussschuss „St. Petronilla“ Aulhausen hatte zu dieser Lesung in die Dorfkirche eingeladen. Anja Hoffmann begrüßte die zahlreichen großen und kleinen Zuhörer und trug die Einführung der bekannten Geschichte von Barbara Robinson vor. Simone Dries hatte in einem erhabenen Vorlese-Sessel Platz genommen und sie verlieh den Sprechrollen der Herdmanns einen Lokalkolorit mit Aulhauser Dialekt.
So erfuhren die Zuhörer, dass Hedwig Herdmann den Verkündigungsengel mit „Batman“ verwechselte und dass man wegen des kalten Stalls und der erbärmlichen Krippe das Jugendamt hätte verständigen müssen. Statt Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten die drei Herdmann-Könige einen großen Schinken für das Jesuskind mit. Überdies sahen Maria und Josef mit schiefem Schleier, abstehenden Haaren und dünnen Beinen eher aus wie Flüchtlinge, die man oft in der Tagesschau sieht. Und spätestens als der Verkündigungsengel Hedwig laut schrie: „He! Euch ist ein Kind geboren!“ wussten alle, dass die Aufführung mit den Herdmanns etwas ganz Besonderes gewesen war. Besonders auch deshalb, weil sogar die schrecklichste der Herdmann-Kinder, Eugenia, als Mama des Jesuskindes ihren Tränen freien Lauf ließ, im Schein des Kerzenlichtes.
Die lustige und zugleich nachdenklich stimmende Geschichte wurde an einigen Stellen durch eingespielte Weihnachtslieder bereichert. Als Simone Dries die Stelle vortrug „Zu Beginn der Aufführung läutete ein Glöckchen...“ läuteten wie auf Bestellung die 18 Uhr-Glocken von „St. Petronilla“. Die Dorfkirche zauberte mit leuchtenden Sternen und Kerzen eine wohltuende Atmosphäre für diese Lesung und die Besucher der adventlichen Veranstaltung bedankten sich mit herzlichem Applaus. Die kleinen Besucher freuten sich, dass sie anschließend auf dem Vorlesesessel Platz nehmen durften, sie testeten fröhlich und lautstark das Mikrofon und es gab noch etwas Süßes zum Naschen. Wie bei den Herdmanns halt ….