Vielleicht haben es einige schon gemerkt, im Eibinger Pfarrhaus ist viel mehr Leben eingezogen. Nachdem der Verwaltungsrat in seiner letzten Sitzung die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen im linken Teil des Eibinger Pfarrhauses befürwortet hat, konnte unter Einschaltung von Schwester Petra aus der Abtei St. Hildegard schon schnell die Aufnahme von Flüchtlingen erfolgen.
So kamen am 03. April 2022 fünf Personen am Bahnhof in Rüdesheim an. Dabei handelt es sich um Iryna mit ihrer Tochter Veronika und ihrem Enkel Maksym sowie die Freundin von Veronika, nämlich Alonya mit ihrer Tochter Kira. Die Kinder sind 5 und 7 Jahre alt. Den beschwerlichen Weg machte auch Bonifazyus mit, der einfach "Bonya" gerufen wird, vier Pfoten hat und der Liebling der Kindern ist. Bonya hat die Flucht aus der Ukraine in einem Rucksack erlebt, bei dem nur ein kleiner Spalt des Reißverschlusses geöffnet blieb, um ihm Luft zum Atmen zu bieten. Ansonsten hatten alle nur das Nötigste in zwei Koffer und in Taschen gepackt und haben den nicht ungefährlichen Weg aus Dnibropetrowsk in Richtung Westen gestartet.
Zuerst ging es mit dem Bus über die Grenze nach Polen, dann über die deutsche Grenze nach Berlin. Von dort fuhr der Bus weiter nach Köln und anschließend erfolgte die Unterbringung in einer Massen-Aufnahme-Unterkunft in Soest in Westfalen. Nach drei Wochen Lageraufenthalt gelang dann die Fahrt mit Bahn und Fähre über Bingen nach Eibingen.
Empfangen und abgeholt wurden die ukrainischen Gäste von den Familien Mayer und Henrich, die sich auch um deren Betreuung kümmern. Schnell waren Matratzen, Betten und Bettwäsche aus Spenden organisiert. Lebensmittel und sonstige Verbrauchsgüter wurden bereits als Grundausstattung eingekauft und zur Verfügung gestellt und so fanden die Fünf erst einmal eine vorläufige Unterkunft vor.
In den Tagen danach kamen eine Waschmaschine, Wäscheständer, Bügelbrett und -eisen, Tisch- und Tageswäsche und alles, was man für einen angenehmen und zweckmäßigen Aufenthalt benötigt, hinzu. Die Kinder erhielten Spielzeugspenden und Bonya sogar eine mobile Hundehütte, Kuscheldecke und Leinen.
Auf diesem Weg ein großes "Dankeschön" an die vielen Spender.
Mehr und mehr wurden die Räumlichkeiten zu einer separaten Wohnung, Klingel- und Briefkastenbeschilderung wurden angebracht und der Behördenmarathon konnte beginnen. Erst ging es zum Einwohnermeldeamt im Rüdesheimer Rathaus und danach zur Fachstelle Ukraine des Rheingau-Taunus-Kreises. Die drei Frauen und die beiden Kinder sind dort registriert worden, erhielten ihre notwendigen aufenthaltsrechtlichen Papiere und Geldleistungen zur freien Verfügung. Bei der Bank sind Konten eingerichtet worden, um die Zahlungen des Rheingau-Taunus-Kreises unbar per Überweisung zu erhalten.
Es steht nun der Besuch eines kostenfreien Deutschkurses an, der immer mittwochs in Winkel angeboten wird und mit dem Linienbus sehr gut zu erreichen ist. Die Frauen wollen schnellstmöglich die deutsche Sprache lernen, damit sie eine Arbeits-stelle antreten können. Iryna ist Friseurin, Veronika arbeitete bei einer Bank und Alonya hat zwei Berufe, nämlich Köchin und Kosmetikerin.
Wer ein Arbeitsfeld für die drei Frauen zur Verfügung stellen kann, sollte sich an das Zentrale Pfarrbüro Heilig Kreuz Rheingau in Geisenheim unter 06722 750740 wenden. Die Nachrichten werden an die Familie Mayer oder Henrich weitergeleitet.
Die 7-jährige Kira besucht seit dem 25.04.2022 die Julius-Alberti-Schule in Rüdesheim. Für den 5-jährigen Maksym ist man auf der Suche nach einem Kita-Platz, der für ihn fußläufig erreichbar ist. Alle fünf geflüchteten Personen konnten sich schon ein Stück weit einleben und sind unendlich froh und dankbar darüber, dass man ihnen hilft und für sie da ist.
Text und Bilder: Dietmar Mayer