Dachreiter der Kirche St. Martin Lorch
Der Dachreiter der Kirche St. Martin, Lorch
Nach der Ansage im Gottesdienst am 1. Fastensonntag, 18. Februar 2024, gab es einige Rückfragen und Irritationen, die z.T. auf Facebook diskutiert wurden. Dieses Medium ist kein angemessener Ort, um ein komplexes Bauvorhaben samt der Geschichte des Gebäudes und der Entwicklung der Bauplanung darzustellen.
Die Ansage war im Sinne der Transparenz von Informationen gedacht und sollte der schnellen Weitergabe von Informationen dienen – war aber sicher auch an dieser Stelle zu kurz und nicht umfangreich genug.
Die Kirche St. Martin stammt in ihren Anfängen aus den Jahren 1270/90. Sie hat einen großen Turm mit den Glocken und dem Uhrwerk. Das Turmkreuz wurde nach einem Sturmschaden aufwendig und kostenintensiv wieder installiert.
Der kleine Turm, Dachreiter genannt, ist nun Gegenstand der Diskussion. Er trägt ein nicht mehr funktionsfähiges Läutewerk mit der Wandlungsglocke, der kleinen Magdalenenglocke. Der Dachreiter stammt aus dem Jahr 1732. Er gehört demnach nicht zur urspünglichen über 700 Jahre alten Kirche. Im Lauf der Jahre wurde der Dachreiter schadhaft, im unteren Bereich sogar morsch und drohte umzustürzen.
Aufgrund dieser hohen Unfallgefahr wurde er im Jahr 2022 mit viel Aufwand von Kirchendach entfernt und hinter der Kirche aufgestellt. Dort steht er, umgeben von einem Gerüst, bis heute. Das Kirchendach wurde vorübergehend wetterfest verschlossen.
Die aufwendigen Untersuchungen des Dachreiters (noch auf dem Dach) ergaben im Jahr 2021 ein Betrag von über 220.000€ Sanierungskosten. Als im Jahr 2023 der abgetrennte Dachreiter auf dem Boden stand und nun komplett einzusehen und zu untersuchen war, ergaben sich Sanierungskosten von über 400.000€.
Die Beschlüsse einer Pfarrei, genauer gesagt eines Verwaltungsrates, müssen bei solchen Kosten beim Ordinariat im Bistum Limburg beantragt, beraten und genehmigt werden. Hier tragen alle Beteiligten Verantwortung für die Verwendung von Kirchensteuermitteln.
Aufgrund der hohen Kosten wurde die Beratung im Ordinariat erst gar nicht in die Wege geleitet.
Dieser Vorgang kann in der Pfarrei in Frage gestellt und diskutiert werden und auch zuweilen Ärgernis hervorrufen. Das ist nachvollziehbar. Ebenso nachvollziehbar ist der verantwortliche Umgang mit Kirchensteuermitteln, die in diesem Fall nicht in einen ´kleinen´ 300 Jahre alten Turm einer über 700 Jahre alten Kirche investiert werden.
Wenn der Dachreiter nicht mehr auf dem Kirchendach installiert wird, muss der weitere Umgang mit ihm und der Magdalenenglocke geklärt werden. Das Dach würde wetterfest verschlossen werden. Die bisher entstanden Kosten müssten abgerechnet werden.
Fraglich wird die Einschätzung des staatlichen Denkmalschutzes sein und seine Stellungnahme zu diesem Vorgang. Es gibt also noch reichlich Beratungsbedarf auf den verschiedenen Ebenen der Verantwortung.
Aus einer anderen Perspektive, der pastoralen Sicht, wünschen wir uns für die Lorcher Kirchorte finanzielle Unterstützung für den Ausbau des Pfarrhauses: die Gemeinschaftsräume für Kinder bis Senioren, neue Toiletten und einen barrierefreien Zugang.
Mit freundlichen Grüßen Ihre Pfarrer Michael Pauly und Marcus Fischer