Eine spannende Reise in die Vergangenheit - Einsicht in Kirchbücher
Sie ermöglichen eine spannende Reise in vergangene Jahrhunderte: Kirchenbücher sind nicht nur für private Ahnenforscher, die mehr über ihre Familiengeschichte erfahren wollen, wertvoll. Auch für wissenschaftliche Forschungen sind die Verzeichnisse über Taufen, Firmungen, Trauungen und Todesfälle, in denen auch viele zeitgeschichtliche Kommentierungen und Notizen zu finden sind, wichtige Zeugnisse. Denn aus ihnen lassen sich auch demographische Entwicklungen ablesen wie das Bevölkerungswachstum, die Kindersterblichkeit oder das Heiratsalter. Das Bistum Limburg macht jetzt seine Bücher auf der Plattform Matricula (https://data.matricula-online.eu/) online verfügbar. Auf der vom Diözesanarchiv St. Pölten in Österreich betriebenen kirchlichen Plattform finden sich mittlerweile Kirchenbücher aus Österreich, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Italien, Luxemburg, Serbien und Slowenien. Interessenten können kostenfrei und bequem von Zuhause recherchieren, ein Besuch im Limburger Diözesanarchiv ist dann nicht mehr notwendig.
Aus unserer der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau sind folgende Kirchenbücher schon über die Plattform Matricula online ein zu sehen.
Das Interesse bei Familienforschern ist groß
„Das Interesse der Familienforscher an der Onlinestellung war bereits groß und hat mit der Corona-Pandemie nochmals spürbar zugenommen“, erklärt Martina Wagner, Leiterin des Diözesanarchivs. Neben vielen Anfragen aus Deutschland gebe es regelmäßig auch Anfragen aus dem Ausland, etwa aus den USA, Australien oder Brasilien. Seit Frühjahr 2020 habe man deshalb mit hohem Aufwand daran gearbeitet, die Kirchenbücher online zur Verfügung zu stellen.
Zum Start sind 147 Kirchenbücher von elf Pfarreien mit etwa 15.600 eingescannten Seiten online. „Das ist aber nur ein Bruchteil des gesamten Bestandes der Kirchenbücher im Limburger Diözesanarchiv“, so Wagner. „Insgesamt verfügen wir über etwa 7.000 Kirchenbücher, von denen bereits 6.000 digitalisiert vorliegen.“
Älteste Kirchenbücher stammen aus den 1570er Jahren
„Die bei uns aufbewahrten Bücher sind sehr heterogen und vielseitig. Das hat unterschiedliche Gründe“, erklärt Peter Papp, Projektverantwortlicher im Diözesanarchiv. „Tauf- und Heiratsbücher sind seit dem Trienter Konzil 1563 verpflichtend, die Pflicht zur Verzeichnung von Begräbnissen kam erst später, im 17. Jahrhundert, hinzu. Eine Standardisierung bei der Führung der Kirchenbücher erfolgte im Herzogtum Nassau erst nach 1818.“ Während das Bistum Limburg 1827 gegründet und damit ein verhältnismäßig junges Bistum ist, sind viele Kirchenbücher deutlich älter: „Die ältesten im Diözesanarchiv aufbewahrten Kirchenbücher stammen aus den 1570er Jahren“, sagt Papp. Erhalten sei etwa ein Kirchenbuch aus Niederlahnstein aus dem Jahr 1573, aus Hadamar (1575) oder Frankfurt (1576). In vielen Fällen gebe es aber so frühe Kirchenbücher gar nicht mehr, so Papp weiter, weil sie verloren gegangen seien oder in vielen Pfarreien erst mit dem 17. oder 18. Jahrhundert die Führung von Kirchenbüchern etabliert worden sei. Laut dem Archivar sind die kirchlichen Quellen nicht nur für Katholikinnen und Katholiken interessant: Denn von 1818 bis 1874 waren in den Ortschaften im Herzogtum Nassau jeweils die zahlenmäßig stärkste Religionsgemeinschaft verpflichtet, ein Zivilstandsregister zu führen. „Das ist eine kleine Nassauer Besonderheit.“ Darin seien Geburten, Heiraten und Todesfälle aller Einwohner – nicht nur Katholiken, sondern auch Juden und Protestanten – dokumentiert.
Bestand wird in alphabetischer Reihenfolge freigeschaltet
Bis alle Bücher des Limburger Diözesanarchivs auf der Plattform verfügbar sein werden, wird noch einige Zeit vergehen. „Mit einem Knopfdruck ist es leider nicht getan“, erklärt Papp. „Wir schätzen, dass wir für das Einstellen aller Bücher noch etwa ein bis eineinhalb Jahre Zeit benötigen werden.“ Damit ein Buch auf der Seite verfügbar wird, seien mehrere weitere Arbeitsschritte nötig. Nach der Digitalisierung der Kirchenbücher müssten beispielsweise die viel zu großen hochauflösenden Ausgangsbilder für die Online-Nutzung aufbereitet, eine inhaltliche Gliederungen von den Büchern erstellt, in einer Datenbank erfasst sowie die dazu passenden eingescannten Buchseiten verlinkt werden. Das Diözesanarchiv erstelle auch ein Vorwort mit wichtigen Infos, um es Interessenten bei der Recherche noch leichter zu machen. „Der Arbeitsaufwand pro Pfarrei liegt bei mehreren Stunden“, erklärt Papp. Größere Pfarreien mit vielen Kirchenbüchern bräuchten natürlich mehr Zeit. „Wir gehen von Pfarrei zu Pfarrei vor und werden weitere Orte in alphabetischer Reihenfolge freischalten.“
Mehr Informationen zum Diözesanarchiv Limburg und seinen Beständen unter dioezesanarchiv.bistumlimburg.de oder Tel. 06431/295-849. Das Archiv erschließt die Altakten des Bistums für die wissenschaftliche Forschung, dient als Ansprechpartner für Verwaltung, Pfarreien und Einrichtungen des Bistums in Archivfragen und berät Ahnen- und Familienforscher bei der Recherche.