Einführung durch Sebastian Braun, Gemeindereferent zum Text von Pfr. Nandkisore über das "Warburger Modell"
In unserer Nachbarpfarrei St. Peter und Paul gibt es aktuell einen Prozess des Nachdenkens über eine wichtige Frage der pastoralen Arbeit: In welchem Zusammenhang und Verhältnis stehen das Wort Gottes, die Feier der Eucharistie und der Empfang der Kommunion?
Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine zunächst einmal rein praktische Frage eben auch eine seelsorgliche und theologische Dimension hat.
Auch wenn dieses Thema bei uns in Heilig Kreuz Rheingau aktuell noch nicht ansteht, ist es doch auf die Zukunft hin interessant und wichtig, sich damit zu beschäftigen: Wie wollen und wie können wir gut und verantwortungsbewusst Gottesdienst feiern?
Deshalb eine herzliche Einladung, sich am Prozess des Nachdenkens unserer Nachbarn im Rheingau zu beteiligen!
Das "Warburger Modell" dazu Informationen von Pfr. Robert Nandkisore, Pfarrei St. Peter und Paul Rheingau

Eine Wort-Gottes-Feier ist eine Wort-Gottes-Feier …
Ist ein Kommunionempfang dabei möglich, denkbar, sinnvoll?
Oder:
Auf der Suche nach einer theologisch und pastoral vertretbaren Antwort auf eine erlebte Notlage
In unserer Pfarrei St. Peter und Paul Rheingau musste durch den Weggang von Pfarrer Peter Lauer die Gottesdienstordnung für die 12 Kirchorte neu überdacht und angepasst werden. Dabei wurde deutlich: An einigen Orten kann nur noch 1 x im Monat eine Eucharistiefeier stattfinden. Stattdessen nach Möglichkeiten zu suchen, Wort-Gottes-Feiern anzubieten, wurde zwar dankbar angenommen und diese Feierform ist auch schon seit einigen Jahren etabliert. Dennoch wurde der Wunsch nach dem Empfang der Kommunion deutlich vorgetragen und eingefordert.
Das stellt die Verantwortlichen in der Gemeinde vor ein Dilemma: Einerseits möchten wir einem geistlichen Bedürfnis nachkommen, andererseits gilt es, das Handeln auch theologisch zu begründen. Denn nach der Lehre der Kirche ist der Empfang der Kommunion an die Feier bzw. Teilnahme an der Eucharistiefeier, der Heiligen Messe gebunden. Eine Ausnahme wurde in der Frühen Kirche gemacht: Kranken konnte die Kommunion gebracht werden. Um dies zu ermöglichen, wurde der Tabernakel „erfunden“, um die geweihten Hostien würdig aufzubewahren und sie zu gegebener Zeit den Kranken zu bringen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Tabernakel auch ein Andachtsort, um den gegenwärtigen HERRN anzubeten. Woran allerdings nicht gedacht war: die Hostien einer Gottesdienstgemeinde in einem Gottesdienst zu reichen, der keine Heilige Messe ist!
Dagegen gibt es verständliche Einwände: „Die anderen machen das doch auch!“ – in einigen kath. Gemeinden finden regelmäßig Wort-Gottes-Feiern statt, in denen auch die Kommunion empfangen werden kann. Das stimmt, allerdings beantwortet das noch nicht die Frage, ob dies theologisch so gewollt und sinnvoll ist!
Ein anderer Einwand ist schwerwiegender: „In der Heiligen Messe werden doch oft vor der Kommunion die Hostien aus dem Tabernakel geholt!“ Dies ist tatsächlich eine Praxis, der bereits das II. Vatikanische Konzil entgegentreten wollte, indem betont wurde, dass die Gläubigen „nach der Kommunion des Priesters aus derselben Opferfeier den Herrenleib entgegennehmen sollen“ (Sacrosanctum Concilium 55). In unserer Gemeinde war das in vielen Orten bis Corona auch üblich: Am Eingang der Kirche stand eine Schale, in die die Gläubigen vor der Feier der Heiligen Messe eine Oblate einlegen konnten, wenn sie an der Kommunion teilnehmen wollten. Aus Hygienegründen wurde das wegen Corona damals unterlassen – und leider nicht mehr wiederaufgenommen (was denkbar und wünschenswert wäre!).
Was aber wäre möglich, um dem Bedürfnis der Gläubigen nach der Kommunion nachkommen zu können? Eine Pfarrei im Erzbistum Paderborn stand vor einigen Jahren vor der gleichen Situation wie wir jetzt und sie hat nach einer theologisch und pastoral vertretbaren Antwort auf dieses Bedürfnis gesucht – und gefunden. Die Gemeinde befindet sich in Warburg und so heißt dieses Model hier der Einfachheit halber „Das Warburger Modell“.
Zwei Überlegungen waren für die Verantwortlichen leitend: Zum einen gab es in der Frühzeit der Kirche in Rom den Brauch, dass der Papst als Bischof von Rom am Ende der Sonntagsmesse Diakone mit einer Hostie in die umliegenden Gemeinden aussandte, um deutlich zu machen, dass die dort gefeierte Messe in Einheit mit der Messe stand, die der Bischof feiert. Zum anderen gab es in der Kirche der DDR in einigen Gebieten wegen Priestermangel die Gewohnheit, dass aus einer zentral gefeierten Messe von Kommunionhelfern die Hostien in andere Gemeinden gebracht wurden, die zu dieser Zeit eine Wort-Gottes-Feier feierten. Auf diese Weise wurde eine besondere Form der Gemeinschaft hergestellt.
Davon inspiriert hat die Gemeinde in Warburg ein Modell erstellt, das mittlerweile von der Erzdiözese Paderborn übernommen und nun auch in Köln praktiziert wird: Aus einer zentral gefeierten Messe einer Pfarrei werden Hostien an einen oder mehrere Kirchorte gebracht, die eine besondere Form der Wort-Gottes-Feier feiern, in dem es eine eigene Zeit der Stille und der Erwartung gibt, bis der Eucharistische HERR feierlich in die Gottesdienstversammlung gebracht wird.
Die Erfahrungen in Warburg ermutigen uns, auch bei uns nach einer Möglichkeit zu suchen, in dieser Weise eine Wort-Gottes-Feier mit dem Empfang der Hl. Kommunion zu verbinden.
Dafür laden wir alle Interessierten zu einem Vortragsabend ein. Dabei wird es am Ende des Abends die Möglichkeit geben, sich verbindlich zu einem (Glaubens-)Kurs anzumelden, der über 6 Einheiten einerseits über Geschichte und Gestalt der Hl. Messe informiert, andererseits die Mitfeier einer Wort-Gottes-Feier nach dem „Warburger Modell“ ermöglicht und eine solche Feier konkret vorbereitet. Am Ende des Kurses wird die Befähigung zur Vorbereitung und Durchführung dieser Gottesdienstform bestätigt.
Herzlich laden wir Sie ein:
Wann: Samstag, 26. April 2025 von 15.00 – 17.00 Uhr
Wo: Pfarrheim der Gemeinde St. Peter und Paul in Eltville, Kirchgasse 1
Wir freuen uns auf Sie!
Pfr. Dr. Robert Nandkisore & Pastoralreferentin Marion Mazanek