Marienkirche ist profaniert
Wie geht es mit der Marienkirche weiter?
Das größtmögliche anzunehmende Unglück (GAU) wäre der Abriss der Kirche und die Entsorgung des Inventars gewesen. Das war jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Option für die Kirchengemeinde, die wertschätzend mit dem Gotteshaus umgehen möchte. Vielmehr sollte die Kirche als „Ort für Menschen“, sowohl inhaltlich als auch baulich erhalten bleiben.
In der Marienkirche werden nach der Umnutzung Menschen Ihr Leben verbringen, das Gebäude wird weiterhin Menschen beherbergen.
Das kennen Sie schon, es gibt zahlreiche Beispiele in den Medien und tatsächlich auch in Ihrer eigenen Pfarrei. Hier gibt es nämlich schon seit über 75 Jahren Wohnungen in einer Kirche. Es handelt sich um die alte romanische Kirche von Lorchhausen, die aus dem Jahr 1580 stammt. Die Profanierung dieser Kirche fand zwischen 1880 und 1904 statt. Zuerst wurde die ehemalige St. Bonifatius-Kirche lediglich als Lagerraum genutzt, im Jahr 1946 wurden Wohnungen eingebaut und seitdem ist sie bewohnt. Das Kirchengebäude ist zwischen den anderen Wohnhäusern erhalten geblieben, noch deutlich zu erkennen und es bietet geschützte Räume für den Aufenthalt von Menschen.
Auch die Marienkirche fügt sich, aufgrund ihrer Bauweise wunderbar in die sie umgebende Wohnbebauung ein. Erst der Kirchturm weist darauf hin, dass das Gebäude als Kirche gebaut wurde. Die Verwendung der vorhandenen Bausubstanz zur Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum ist ökologisch sinnvoll und daher ein wichtiger Aspekt für die geplante Umnutzung.
Die Erinnerungen an diesen besonderen Ort und an das Feiern der Gottesdienste, Andachten und Sakramente bleiben, begleiten uns, auch wenn sich Dinge ändern!
Die Gedenktafel, die jetzt noch in der Marienkirche angebracht ist, wird später gut sichtbar an der Außenwand der umgenutzten Kirche zu sehen sein und die Geschichte der Marienkirche erzählen. Die Marienfigur, die früher in der Kirche stand, hat bereits seit Jahren einen guten Platz im Marienheim in der Hospitalstraße gefunden. Zwei der Glocken läuten schon seit geraumer Zeit in St. Jakobus und rufen die Gläubigen unserer Pfarrei nach wie vor zu Gebet und Gottesdienst. Auch die Orgel erklingt weiterhin in Gottesdiensten und Konzerten, denn sie ist in die neue Orgel der Basilika in Johannisberg verbaut worden und konnte somit ebenfalls in der Pfarrei verbleiben.
Marcus Fischer, Pfarrer
Offen in die Zukunft blicken
Generalvikar Wolfgang Pax profaniert Marienkirche in Geisenheim
„Guter Gott, danke für die Zeit in der Marienkirche“. Mit einem gemeinsam gesprochenen Gebet schloss am Sonntag der Profanierungsgottesdienst der katholischen Marienkirche im Stadtteil Pflänzer in Geisenheim. Das Ende der kirchlichen Nutzung des Gebäudes wurde mit der Verlesung der Profanierungsurkunde durch Generalvikar Dr. Wolfgang Pax und der Entnahme der Reliquien aus dem Altar durch Pfarrer Marcus Fischer vollzogen.
Die Stadtviertelkirche, deren Bau auf ein Gelübde aus dem Jahr 1942 zurückging, nach dem eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes errichtet werden sollte, wenn die Stadt im Krieg von größeren Bombenschäden verschont bliebe, wurde bereits 2013 wegen der zurückgehenden Gottesdienstbesucher und der hohen Unterhaltungskosten geschlossen. Rund acht Jahre lang berieten die Gremien der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau und Pfarrer Marcus Fischer, was mit dem reparaturbedürftigen Gebäude geschehen könnte, dessen Erhalt und Pflege die Pfarrei finanziell nicht mehr leisten konnte. Im Rahmen der Kirchlichen Immobilienstrategie des Bistums Limburg (KIS) entschloss man sich schließlich zur Aufgabe des Gebäudes. Nachdem die Stadt nach anfänglichem Interesse von einem Kauf Abstand nahm, sei aktuell noch nichts entschieden, gibt Verwaltungsleiterin Ursula Semmler zur Auskunft. Man habe jedoch einen Bauträger im Blick.
Pfarrer Marcus Fischer dankte im Gottesdienst allen, die sich ehrenamtlich für die Marienkirche eingesetzt haben. Vor allem eine Gruppe Frauen aus dem Stadtteil habe sich über Jahre liebevoll um das Gotteshaus gekümmert. Neben dem Dank ist ihm auch der wertschätzende Umgang mit den Einrichtungen der Marienkirche ein großes Anliegen. So wurde für zwei Glocken in Rüdesheim ein neuer Platz gefunden, die Bänke erhielt eine ungarische Gemeinde und die Marienstatue steht nun im Geisenheimer Altenwohnheim. Wichtig ist ihm und den Gremien auch das Anbringen einer Gedenktafel, die an die kirchliche Nutzung des Gebäudes erinnern wird.
Zu sagen, er sei gerne gekommen, wäre missverständlich, sagte der Generalvikar, der erstmals eine Kirche profanierte. Es sei ihm aber ein Anliegen zu zeigen, dass die Profanierung vom Bistum mitgetragen werde. Die Aufgabe einer Kirche sei immer der letzte Schritt eines Prozesses, der mit viel Abschiedsschmerz verbunden sei. Gleichzeitig dürfe man Dankbarkeit empfinden, die Kirche über ein halbes Jahrhundert als geistliche Heimat erlebt zu haben. „Wir verabschieden uns von einem Gebäude, aber nicht von den Menschen“, stellte Pax klar und forderte die Anwesenden auf sich neuen Beteiligungsmöglichkeiten zu öffnen. Derzeit sei Verzagtheit in Kirche und Gesellschaft sehr verbreitet. Dabei würden Möglichkeiten nicht gesehen, so Pax. Er forderte die Menschen auf, ihre Chancen zu erkennen und sich gegenseitig Mut zu machen. Der Abschiedsschmerz solle in Zukunft verwandelt werden, wünschte sich der Generalvikar, der betonte: „Der Segen Gottes wird uns nicht verlassen.“
Grußworte überbrachten Siegmar Görtges vom Verein „Freunde und Förderer der Marienkapelle“ und Bürgermeister Christian Aßmann. „Wir nehmen Abschied für immer“, bedauerte Görtges, der die Geschichte der Marienkirche noch einmal übersichtlich in Zahlen und Daten zusammenfasste. Auch er dankte allen, die in der Kirche mitgewirkt und sie am Leben erhalten hatten. Musikalisch gestaltete Florian Brachtendorf, Leiter der Domsingschule, am E-Piano die Profanierung. Neben dem Generalvikar und Pfarrer Fischer nahm auch das Pastoralteam am Gottesdienst teil.
Im Anschluss war die Gemeinde noch zu einem Umtrunk eingeladen, um im Gespräch in geselliger Runde von der Stadtviertelkirche Abschied zu nehmen. Ein Rüdesheimer Gemeindemitglied war sogar zum ersten Mal in der Marienkirche. „Ich wollte mir die Kirche schon so lange einmal ansehen. Heute war die letzte Gelegenheit.“
Pressemitteilung der Katholischen Region Wiesbaden Rheingau Taunus
Redaktion: Anne Goerlich-Baumann
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Abschied von der Marienkirche - sie ist am 8. September 2024 profaniert worden
Die Profanierung einer Kirche!
Unter dem Begriff einer Profanierung versteht man, dass ein sakrales Gebäude wieder ´weltlich´ also profan wird. Manchmal wird es vereinfachend eine ´Kirchweihe rückwarts´ genannt. Ein zentrales Element des Gottesdienst besteht darin, die 1956 eingesetzten Reliquien dem Altar zu entnehmen.
Vor 11 Jahren wurde die Marienkirche geschlossen, weil sie zu wenig Gläubige besuchten und die Unterhaltskosten zu hoch wurden. Seit 2016 wurde nun - mit vielen Verzögerungen - die Profanierung der Kirche vorbereitet und zugleich eine gute Zukunft in den Blick genommen.
Geschichte der Marienkirche
1942 - In Geisenheim wurde ein Gelübde mit etwa folgendem Wortlaut abgelegt: ´Wenn Geisenheim und seine Bevölkerung in diesem Krieg von größeren Bombenschäden verschont bleibt, so werden wir eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes errichten.´
1953 wurde ein Kapellenbauverein gegründet
März 1955 - Die Firma Erbslöh & Co Geisenheimer Kaolinenwerke Kommanditgesellschaft schenkte der Kirchengemeinde das Grundstück unter der Bedingung eine Kapelle zu bauen.
Mai 1955 – Die Bauarbeiten für die Kapelle begannen, aus der aber eine Kirche wurde. Eines wurde dabei aber nicht bedacht: die Zustimmung des Bistums!
August 1955 - Bischof Wilhelm Kempf persönlich stoppte vor Ort die im Mai ohne Genehmigung begonnenen Baumaßnahmen. Grund dafür waren zusätzlich die Sorge vor finanziellen Zuschüssen und das ´infolge des chronischen Priestermangels eine neue Seelsorgskirche nicht tragbar sei.´
September 1956 – Aufgrund des hohen Spendenaufkommens der Pflänzerer und der Familie Hesse wurden die nötigen Genehmigungen erteilt. Die Weihe der Marienkirche fand am 16. September 1956 statt. Prälat Fendel kam im Auftrag des Bischofs! Abt Möhler vom Kloster Schönau hielt die Predigt. Es soll ein sonniger Tag im Herbst gewesen sein. Die neue Kirche war umgeben von Baustellen in der Bergstraße und Marienstraße.
Ab 1956 – Die Marienkirche wurde für zahlreiche Gottesdienste genutzt.
2013 – Die Marienkirche wurde geschlossen, weil sie zu wenig Gläubige besuchten und die Unterhaltskosten zu hoch wurden.
2018 – Die Profanierung (Umwidmung) wird in die Wege geleitet.
Die nötigen Unterlagen werden vom Pfarrgemeinderat, dem Ortsausschuss und dem Verwaltungsrat der Arbeitsgruppe im Ordinariat ´Umwidmung von Kirchen´ zu ersten Beratungen vorgelegt.
am Sonntag, 8. September um 16.00 Uhr,
dem im Auftrag des Bischofs der Generalvikar Dr. Wolfgang Pax vorstehen wird. Die Kirche wird für diesen besonderen Anlass gereinigt und bestuhlt.
Dieser Abschied von der Marienkirche ist wichtig!
Es soll kein Trauergottesdienst werden - auch wenn es schmerzlich ist, eine Kirche zu schliessen. Nach dem Gottesdienst gibt es auch einen Weinempfang vor der Kirche oder in der Kirche - abhängig vom Wetter.
Es geht unabhängig von der Profanierungsfeier darum, dass wir wertschätzend und verantwortlich mit den Einrichtungen der Marienkirche umgehen:
- die beiden Glocken, die in Rüdesheim läuten und am 8. September eingespielt werden sollen;
- die eine Glocke, die im Pflänzer verbleibt;
- die große Marienstatue, die wieder in den Pflänzer zurückkommt;
- die Orgel, die in Johannisberg weiterspielt und am 8. September mit Aufnahmen präsent sein soll;
- die Bänke, die in Zukunft in einer ungarischen Gemeinde Gläubigen Sitzplätze bieten;
- das große Kreuz - für das ein neuer Ort im Pflänzer gesucht werden soll;
- der Altarstein - für den eine neue Verwendung noch gesucht werden muss;
- der Tabernakel, der bis zu einer guten Nutzung eingelagert werden wird;
- der Kreuzweg der Künstlerin Franziska Lenz-Gerharz, der von Interessierten oder von Verein entnommen werden darf;
- die Kirchenfenster über deren Umgang noch beraten werden muss;
- die Gedenktafel in der Kirche, die gut sichtbar an der Kirche oder im Pflänzer installiert werden sollte;
Einige der zuvor genannten Punkte, können schon umgesetzt werden - andere noch nicht.
In den Wochen nach der Profanierungsfeier müssen wir die Kirche noch nicht gleich verlassen und alles endgültig regeln. Wir haben als noch Zeit, diese wichtigen Anliegen abzustimmen.
Ein neues Buch über ein Bauwerk in Geisenheim:
„Die kurze Geschichte der Marienkirche“
In diesem Buch schildert Siegmar Görtges die Geschichte der Marienkirche im Geisenheimer Stadtteil Pflänzer. Die ersten Überlegungen zum Bau einer Kirche im Jahre 1936 – das Gelübde zum Bau einer Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes aus dem Jahre 1942 – der Beginn eines Kapellenbaus im Jahre 1955 – die bischöfliche Forderung nach einer größeren Kirche und deren Einweihung im Jahre 1956 werden aufgezeigt und mit historischen Bildern illustriert. Die Herkunft der Ausstattung und Einrichtung der Kirche, sowie deren spätere Verwendung werden beschrieben.
Da die Kirche seit 2013 nicht mehr genutzt wird, wurde der Frage nachgegangen was in naher Zukunft mit der Marienkirche und dem Kirchengelände geschehen könnte oder sollte. Angestrebt werden der Bau oder die Einrichtung einer Kapelle und die Schaffung einer kleinen Parkanlage.
Das Buch im Format A5 hat einen Umfang von ca. 70 Seiten und enthält etwa 45 historische und neue Abbildungen. Abgabe zum Förderbeitrag von 10,-- € je Buch. Dieser Förderbeitrag ist das Finanzierungsfundament für den neu gegründeten „Freunde und Förderer der Marienkapelle e. V.“
Das Buch ist an folgenden Abgabestellen zu erhalten:
Siegmar Görtges, Geisenheim, Bergstraße 42, Telefon 06722 5677 oder per Mail goertges.geisenheim@ t-online .de ;
Nikolaus Holschier, Geisenheim, Mauerackerweg 3, Telefon 06722 938335;
Weinlabor Vogel und weitere Geisenheimer Geschäfte.