Schatzkiste Gotteslob 2024
"SCHATZKISTE GOTTESLOB"
Eine Reihe mit dem Titel „Schatzkiste Gotteslob“ erwartet Sie im Pfarrbrief und hier auf der Homepage. Darin möchte ich ihnen alte und neue Lieder unseres Gesangbuches nahe bringen. Aber auch Gebetstexte sollen hier vorgestellt und für den persönlichen Gebrauch empfohlen werden.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Vom Tode heut erstanden ist" - Gotteslob Nr.: 324 (April 2024)
Der ganze April ist geprägt von der Osterfreude. Daher möchte ich mit Ihnen diesmal das Osterlied „Vom Tode heut erstanden ist“ näher in den Blick nehmen, das Sie im Gotteslob unter der Nummer 324 finden.
Wie viele Osterlieder geht auch dieses auf einen alten lateinischen Hymnus zurück, der bereits seit dem 14. Jahrhundert im schweizerischen Engelberg gesungen wurde. So ist die erste Strophe eine fast wörtliche Übertragung des alten „Surrexit Christus hodie“.
Auf die Melodie, die ebenfalls aus dieser Zeit stammt, hat die Schweizer Benediktinerin Silja Walter (Schwester M. Hedwig OSB) in den 60-er Jahren drei weitere Strophen ergänzt.
In der ersten Strophe liegt – unterstützt vom Dreiertakt der Melodie – der Akzent auf dem „heut“ und verweist uns damit auf das liturgische „Heute“, das uns gerade in der Osterwoche immer wieder daran erinnert, dass wir nicht nur ein historisches Geschehen feiern, sondern selbst daran teilhaben. Christus ist durch seine Auferstehung so auch für uns zum „Tröster“ angesichts der Hoffnungslosigkeit des Todes geworden.
Die zweite Strophe bekräftigt das, wenn sie davon spricht, dass „die ganze Erde staunt und bebt“. Das Osterwunder war nicht vorhersehbar und erschüttert in positiver Weise die Welt bis in die Grundfesten. Denn nicht nur ein Mensch wurde wieder lebendig, sondern „der Tod ist tot, das Leben lebt“. Das erinnert mich an die ostkirchlichen Auferstehungsikonen, auf denen unter dem siegreichen Christus der Tod als Person gefesselt daliegt. Dieser Anblick wird zum sichtbaren Zeichen, dass „Gottes Herrlichkeit anhebt“.
Mit der dritten Strophe entfernt sich das Lied bewusst vom historischen Geschehen und lenkt den Blick auf uns. „Des Herren Sieg bricht in uns ein“. Der Auferstandene nimmt sich auch der Todesschatten unserer Seele an, um dort „Riegel, Schloss und Stein“ zu sprengen und uns zu befreien. „In uns will Christus Sieger sein“.
So mündet die letzte Strophe in den Jubel über die Erlösung, die jedem von uns und dem ganzen All zuteilgeworden ist. Denn Christus hat geheilt, was durch den Sündenfall des Menschen im Paradies tödlich verwundet war. „Die Welt steht auf von ihrem Fall“ – und mit ihr auch wir, um dankbar in das österliche Halleluja einzustimmen.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Im Himmel hoch verherrlicht ist" - Gotteslob Nr.: 785 (Mai 2024)
Dem Fest „Christi Himmelfahrt“, das wir auch dieses Jahr wieder im Mai feiern, ist das Lied zugeordnet, das ich heute mit ihnen näher anschauen möchte.
Diesem Lied gelingt es, in wenigen Sätzen die wichtigsten Inhalte des Festes zu vermitteln. Sie finden es unter der Nummer 785 im Gotteslob. Es trägt den Titel „Im Himmel hoch verherrlicht ist“.
Der Autor des Liedes ist uns nicht bekannt, jedoch ist der Text 1974 wahrscheinlich im Gebiet von Mainz entstanden. Die Melodie, die in einem fröhlich-schwungvollen 6/4-Takt gehalten ist, ist schon wesentlich älter. 1613 wurde sie in Konstanz komponiert. Doch in der Kombination liegt uns so die Fassung vor, wie wir sie von den Gottesdiensten und Prozessionen des Festtages her kennen.
Schon die erste Strophe stellt klar, dass es sich bei der „Himmelfahrt“ nicht um eine Fahrt im klassischen Sinne, also die Überwindung einer Strecke, sondern um die „Verherrlichung“ des Gottes-sohnes geht, durch die Christus als „der Völker Heiland“ eingesetzt und erkannt wird.
Den Grund der Verherrlichung erfahren wir in der zweiten Strophe. Im Tod, den Christus für uns erlitten hat, hat er sich trotz des Leids ganz „in des Vaters Hand“ gegeben. Mit der Himmelfahrt hat uns Christus nicht verlassen, sondern bleibt, wie die dritte Strophe betont „bei seinem Volk zugleich“.
Doch die Form seiner Präsenz bei uns hat sich verändert. Nun ist er „in seiner Zeugen großer Schar“ gegenwärtig, wie die vierte Strophe herausstellt.
Die fünfte Strophe erklärt, indem sie das Pfingstereignis vorwegnimmt, wie das gelingen kann: Weil sie „von seines Geistes Licht erhellt“ sind, werden sie zu seinen Boten für die ganze Welt. Und dadurch verändert sich die Welt, wie die sechste Strophe verkündet: „Soweit die Welt sich zu ihm kehrt, wird sie vollendet und verklärt.“
Diese österliche Veränderung durchdringt Zeit und Raum und erreicht so auch uns. Darum steht am Ende unseres Liedes ein Entschluss, der vom österlichen Jubelruf Halleluja eingerahmt wird. „Drum lasst uns leben in der Zeit, Halleluja, für Gottes Reich der Herrlichkeit, Halleluja.“
Konrad Perabo, Pfarrer
"Du Sonne der Gerechtigkeit" - Gotteslib Nr.: 269 (März 2024)
Langsam wird es wieder heller, die Sonne gewinnt an Kraft und die Tage werden länger. Doch das soll für uns nicht eine äußerliche Erfahrung bleiben, die wir nur beobachten. Die Fastenzeit, die den Monat März prägt, lädt uns ein, dieses Geschehen der Natur auch innerlich mit zu vollziehen.
Das Lied „Du Sonne der Gerechtigkeit“, das unter der Nummer 269 im Gotteslob zu finden ist, greift daher bewusst diese frühlingshaften Erfahrungen auf. Es geht zurück auf den lateinischen Hymnus „Iam, Christe, sol iustitiae“ aus dem 6. Jahrhundert, der noch heute im Original oder einer Übersetzung in der Fastenzeit in den Klöstern am Morgen gebetet und gesungen wird.
Die Melodie aus dem 12. Jahrhundert ist für unsere modernen Ohren nicht besonders eingängig, kann bei Bedarf aber auch leicht durch eine bekanntere Melodie ersetzt werden.
Das Lied besingt natürlich nicht den Himmelskörper, der uns Licht und Leben schenkt, sondern Christus, von dem wir gleiches erhoffen und der daher im Bild der „Sonne der Gerechtigkeit“ angerufen wird.
Die erste Strophe nimmt bewusst die Nacht in uns in den Blick, die von Christus vertrieben und erhellt werden soll. Das ist nicht unbedingt angenehm. Die Sonne bringt es an den Tag. Auch das, was wir vielleicht lieber im Dunkel halten würden.
Doch die zweite Strophe erkennt bereits, dass dies eine Chance, eine „Gnadenzeit“ ist, die mir die Möglichkeit zur Korrektur und Orientierung auf den rechten Weg schenkt.
In der dritten Strophe wird diese Chance wieder in ein wunderbares Bild der Natur gefasst. Die Sonne bringt nicht nur die karge Winterlandschaft zum Vorschein, sondern lässt sie auch neu grün werden.
So dürfen auch wir in der Fastenzeit schon das nahende Osterfest als Hoffnungstag in den Blick nehmen: „Es kommt der Tag, dein Tag erscheint, da alles neu in Blüte steht, der Tag der unsere Freude ist, der Tag, der uns mit dir versöhnt.“
Wie jeder Hymnus der Stundenliturgie endet auch dieses Lied mit dem Lobpreis der Dreifaltigkeit und einer Ermutigung. „Lass uns, durch deine Gnade neu, dich preisen durch ein neues Lied.“
So sei ihnen dieses Lied ein guter Begleiter bei der geistlichen Erneuerung auf dem Weg zum Osterfest.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Wohin soll ich mich wenden" - Gotteslob Nr.: 145 (Februar 2024)
In diesem Jahr ist die erste Hälfte des Februars der Fröhlichkeit der Fastnacht gewidmet, während die zweite Hälfte vom Ernst der österlichen Bußzeit geprägt ist. Beides miteinander verbinden kann vielleicht auch das Lied, das ich ihnen heute vorstellen möchte. Sie finden es mit dem Titel „Wohin soll ich mich wenden“ unter der Nummer 145 im Gotteslob.
Es ist Teil der „Deutschen Messe“, die Franz Schubert im Jahr 1827 komponiert hat. Den Text hat Johann Philipp Neumann beigesteuert, der zur gleichen Zeit Professor an der Wiener Technischen Hochschule war.
Die erste Strophe des Liedes nimmt das menschliche Bedürfnis in den Blick, sich über wichtige Ereignisse auszutauschen. Denn geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude. Was bereits sprichwörtlich geworden ist, das soll auch im geistlichen Leben gelten. „Zu dir, zu dir, o Vater, komm ich in Freud und Leiden, du sendest ja die Freuden, du heilest jeden Schmerz.“
Die zweite Strophe drückt die Dankbarkeit für die treue Wegbegleitung Gottes durch die Höhen und Tiefen des Lebens aus. Dadurch bin ich nicht „in Zufalls Hand“, sondern weiß mich von dem getragen, „der meinen Wegen ein sichres Ziel verleihet“.
Über dieses besondere Geschenk, diese Gnade, wie wir in kirchlicher Sprache sagen, gerät unser Lied in der dritten Strophe selbst ins Staunen.
Habe ich das überhaupt verdient? – so lautet die bange Frage, angesichts der schmerzlich erfahrenen eigenen Unzulänglichkeit und Schuldhaftigkeit. Doch das Lied zeigt hier auch einen Ausweg auf, der im Gleichnis vom verlorenen Sohn sein Vorbild findet. „Mit kindlichem Vertrauen eil ich in Vaters Arme fleh reuerfüllt: Erbarme, erbarm, o Herr, dich mein!“
Die letzte Strophe erinnert sich – in Anlehnung an Mt 11,28 – noch einmal an das Wort Jesu: „Zu mir! Ich will euch laben, euch nehmen Angst und Not!“ Das lässt uns nach den sorgenvollen Fragen des Anfangs beruhigt und froh aufatmen. „Ich darf entzücket mit Dank und Preis und Jubel mich freun in meinem Gott.“
Fröhlichkeit und Ernst, beides hat seinen Platz in unserem Leben, und beides hat seinen Platz in unserer Beziehung zu Gott.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Du teilst es aus mit deinen Händen" - Gotteslob Nr.: 209 (Januar 2024)
Der Jahresbeginn ist die Zeit der guten Wünsche, die wir einander mit auf den Weg geben. Statt großer, vielleicht unerfüllbarer Wünsche möchte ich ihnen das „tägliche Brot“ wünschen, um das wir auch im „Vater unser“ beten, also das wirklich Notwendige für jeden Tag.
Passend zu diesem Wunsch habe ich ein Lied ausgewählt, das im Gottesdienst seinen Platz bei der Kommunionausteilung hat. Es trägt den Titel „Du teilst es aus mit deinen Händen“ und steht unter der Nummer 209 im Gotteslob.
Den Text verdanken wir dem Frankfurter Pfarrer Lothar Zenetti, der darin viele biblische Aussagen verarbeitet hat. Der Leipziger Kirchenmusiker Kurt Grahl, der die Vertonung übernommen hat, hat die Melodie ganz dem schlichten, aber tiefgründigen Text untergeordnet, was an den zahlreichen Taktwechseln und der einfachen Melodieführung zu erkennen ist.
In Form eines Gebetes wird Christus angesprochen als der Geber aller Gaben. „Du teilst es aus mit deinen Händen an uns, das immer neue Brot.“ Hier ist in gleicher Weise das tägliche Brot gemeint, das unseren Alltag nährt, wie auch das Brot der Eucharistie. Beide Aspekte kommen hier zusammen.
Das wird auch deutlich, wenn wir uns die zweite Gabe anschauen. „Du schenkst uns ein das Blut der Trauben, den Kelch mit bittersüßem Wein.“
Auch hier sind die frohen wie die leidvollen Erfahrungen des Alltags angedeutet, die sich in der bitteren Erfahrung des Kreuzes Jesu widerspiegeln, das für uns aber die „süße“ Erlösung gebracht hat.
So führt uns Lothar Zenetti mit diesem Lied hinein in ein tieferes Verständnis der Verbindung von Eucharistiefeier und unserem Leben. Im „täglichen Brot“, das uns im Alltag stärkt, dürfen wir Jesu Gegenwart und Stärkung erfahren. „Das ist mein Leib, das ist mein Leben.“ Und auch in den bittersüßen Momenten des Alltags dürfen wir uns dem verbunden wissen, der für uns sein Blut vergossen und mit uns den Bund geschlossen hat, „der euch zum Volke Gottes macht“.
So unterschiedlich unsere Lebenserfahrungen auch sein mögen, uns verbindet, dass wir auch im Alltäglichen Christus finden. „Herr, mach uns darin eins im Glauben und lass uns deine Zeugen sein.“
Seit 2018 beschreibt Pfarrer Konrad Perabo monatlich Lieder, die wir im Gotteslob finden. Hier finden Sie die älteren Ausführungen.
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2018
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2019
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2020
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2021