"SCHATZKISTE GOTTESLOB"
Eine Reihe mit dem Titel „Schatzkiste Gotteslob“ erwartet Sie im Pfarrbrief und hier auf der Homepage. Darin möchte ich ihnen alte und neue Lieder unseres Gesangbuches nahe bringen. Aber auch Gebetstexte sollen hier vorgestellt und für den persönlichen Gebrauch empfohlen werden.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Im Frieden dein, o Herre mein" - Gotteslob Nr. 216 (Februar 2023)

Das Lied, das ich Ihnen heute vorstellen möchte, hat in seiner Geschichte eine starke Umdeutung erhalten. Sein Ursprung liegt in einem biblischen Text, der mit dem Fest Maria Lichtmess am 2. Februar verbunden ist. Doch inzwischen begleitet es uns durch das gesamte Kirchenjahr.
Ich spreche von dem Lied „Im Frieden dein, o Herre mein“, das sie im Gotteslob unter der Nummer 216 finden.
Als der evangelische Theologe Johann Englisch (Angelicus) 1530 den Text des Liedes dichtete, hatte er sich den Gesang des Simeon, das „Nunc dimittis“, als biblische Vorlage gewählt, die ge-rade in der ersten Strophe auch noch sehr deutlich durchscheint.
Doch aus dem, was Englisch noch als persönliches Gebet um einen friedlichen Tod konzipiert hatte, machte fast 400 Jahre später der Theologe Friedrich Spitta ein Danklied für den evangelischen Abendmahlsgottesdienst.
Was blieb ist die ruhige, meditative Melodie, die der Organist Wolfgang
Dachstein bereits im 16. Jahrhundert komponierte, und die dieses Lied auch im katholischen Gottesdienst zu einem guten Begleiter der Kommunionausteilung werden ließ.
Nun wird „das selge Licht“, das Simeon im Tempel beim Anblick des Jesuskindes besungen hat, auf die Eucharistie bezogen, in der uns Gott hat „den Heiland schauen lassen“.
Die zweite Strophe vertieft diesen Gedanken, indem sie in Christus den erkennt, der mir zugleich „das reiche Mahl der Gnaden“ bereitet hat, aber auch selbst das „Lebensbrot“ ist, das „heilt meiner Seele Schaden“. So geheilt weitet sich mein Blick und nimmt auch all die anderen wahr, „die du geladen“.
Die dritte Strophe hebt die Gemeinschaft, die Communio hervor, die so durch die Eucharistie entsteht. Sie bittet den Herrn, „dass Lieb und Treu in dir uns all verbinden“. Zugleich soll diese Feier aber auch Stärkung zum christlichen Leben sein, in dem „Hand und Mund zu jeder Stund dein Freundlichkeit verkünden“.
Am Ende schließt sich der thematische Kreis mit dem Ausblick auf unsere Vollendung beim himmlischen Hochzeitsmahl und der Hoffnung, dass „den Platz bereit an deinem Tisch wir finden“.
"Wir haben Gottes Spuren festgestellt" - Gotteslob Nr.: 840 (Januar 2023)

„Gott, du mein Gott, dich suche ich!“ – Passend zu unserem geistlichen Jahresmotto möchte ich ihnen zum Jahresbeginn ein Lied vorstellen, das wir hoffentlich auch das Jahr über immer wieder mit Begeisterung singen können.
Es trägt den Titel „Wir haben Gottes Spuren festgestellt“. Sie finden es im Gotteslob unter der Nummer 840.
Der deutsche Dominikanerpater Diethard Zils hat den Text des franzö-sischen Priesters und Schriftstellers Michel Scouarnee ins Deutsche übertragen. Zusammen mit der schwungvollen Melodie des griechisch-fran-zösischen Chansonniers Jo Akepsimas wurde so unser Gotteslob um ein hoffnungsvolles Glaubens-Lied bereichert.
Die erste Strophe lädt uns ein, uns „auf unsern Menschenstraßen“ umzu-schauen. Unsere Nachrichten stellen vor allem die Meldungen ins Scheinwerferlicht, die die Welt kalt und grausam erscheinen lassen: Gewalt, Krieg, ungerechtes Leid. Doch es gibt eben auch das andere: Menschen, die einander in der größten Not „Liebe und Wärme“ schenken und damit eine „Hoffnung, die wir fast vergaßen“.
Haben wir hier „Gottes Spuren festgestellt“?
Die zweite Strophe erinnert uns an ein Ereignis in biblischer Zeit. Sie erzählt von den Israeliten, die als Sklaven „durch das Wasser [des Roten Meeres] gehen, das [am Ende] die [ägyptischen] Herren überflutet“. So erreichen sie nach dem Zug durch die Wüste das gelobte Land, dessen Fruchtbarkeit sie überrascht, weil „niemand sie vermutet“ hatte.
Die dritte Strophe schließlich erinnert an die Zeichen Jesu, die er an Armen und Kranken gewirkt hat. An denen sollte schon Johannes der Täufer ihn als den Messias erkennen: „Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, hörten, wie Stumme sprachen.“ Und schließlich wird auch das große Zeichen der Auferstehung Jesu angesprochen, dessen Strahlen „die Nacht [des Todes] durchbrachen“.
„Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen“ fasst der Refrain die Stophen zusammen. Auch wenn wir das Ziel unserer (lebenslangen) Suche vielleicht noch nicht erreicht haben, Gottes Spuren sind damals wie heute unübersehbar. Und sie geben uns auch im neuen Jahr die Zuversicht: „Gott wird auch unsre Wege gehen, uns durch das Leben tragen.“
Konrad Perabo, Pfarrer
"Macht hoch die Tür" - Gotteslob Nr.: 2018 (Dezember 2022)

„Ihr Tore hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit.“ – Diese Worte aus Psalm 24 werden es wohl gewesen sein, die den evangelischen Pfarrer Georg Weissel zu dem Lied inspiriert haben, das er aus Anlass einer Kirchweihe schrieb, das heute aber das wohl bekannteste und beliebteste Adventslied über die Grenzen der Konfessionen hinweg ist.
Ich spreche natürlich von dem Lied „Macht hoch die Tür“, das sie unter der Nummer 218 im Gotteslob finden.
Als „Herr der Herrlichkeit“ und „König aller Königreich“ stellt uns bereits die erste Strophe den wiederkommenden, endzeitlichen Christus vor Augen, auf dessen Kommen wir uns im ersten Teil des Advents hin ausrichten. Sein Kommen soll uns nicht mit Furcht, sondern mit Freude erfüllen: „derhalben jauchzt, mit Freuden singt.“
Mit der zweiten Strophe jedoch kippt das Bild des allmächtigen, furchteinflößenden Herrschers bereits. „Sanft-mütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit, sein Zepter die Barmherzigkeit“ – so steht er nun vor uns.
Mich erinnert dieses Bild an Jesus, der am Palmsonntag in die Heilige Stadt Jerusalem eingezogen ist, damit „all unsre Not zum End er bringt“ durch seinen Tod und seine Auferstehung.
Mit dem Dreischritt „O wohl dem Land, o wohl der Stadt, … wohl allen Herzen insgemein“ bringt uns die dritte Strophe dem kommenden König immer näher. Der „ist die rechte Freudensonn“, die das Dunkel und die Trauer vertreiben will und so für uns zum „Tröster früh und spat“ geworden ist.
Die vierte Strophe spricht uns Sänger selber an und fordert uns auf: „Eur Herz zum Tempel zubereit‘.“ Die Mühe dafür lohnt sich, denn „so kommt der König auch zu euch, ja Heil und Leben mit zugleich“ – eine Erfahrung, die schon den greisen Simeon im Tempel jubeln ließ.
In der letzten Strophe geht es nicht mehr um eine beschreibende Darstellung des adventlichen Kommens Jesu Christi. Nun kommt die Sehnsucht selbst zu Wort, die nur noch ruft: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.“
Ich wünsche Ihnen allen am Ende eines schwierigen Jahres diese freudige Sehnsucht, damit Gott bei Ihnen offene Türen einrennt.
Konrad Perabo, Pfarrer
Beschreibungen von Liedern aus dem Gotteslob der letzten Jahre
Seit 2018 beschreibt Pfarrer Konrad Perabo monatlich Lieder, die wir im Gotteslob finden. Hier finden Sie die älteren Ausführungen.
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2018
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2019
Schatzkiste Gotteslob aus dem Jahr 2020
