Schatzkiste Gotteslob 2021
"Schatzkiste Gotteslob"
Eine Reihe mit dem Titel „Schatzkiste Gotteslob“ erwartet Sie im Pfarrbrief und hier auf der Homepage. Darin möchte ich ihnen alte und neue Lieder unseres Gesangbuches nahe bringen. Aber auch Gebetstexte sollen hier vorgestellt und für den persönlichen Gebrauch empfohlen werden.
Konrad Perabo, Pfarrer
„Maria durch ein Dornwald ging“, Gotteslob Nr.: 224
Ein Lied, reich an Symbolen, möchte ich im letzten Pfarrbrief dieses Jahres mit ihnen betrachten. Es ist das bekannte und beliebte Adventslied „Maria durch ein Dornwald ging“, das sie unter der Nummer 224 im Gotteslob finden.
Dieses Werk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist mit seiner ruhig fließenden Melodie und dem kunstvollen Text wirklich ein kleiner Schatz unseres Gesangbuches, auch wenn sich die Bildsprache, die darin verwandt wird, dem heutigen Menschen vielleicht nicht gleich erschließt.
„Maria durch ein Dornwald ging“ – eine solche Szene ist in der Bibel nicht überliefert. Manche verorten sie auf dem Weg Marias zu ihrer Verwandten Elisabeth, nachdem sie die Botschaft des Engels empfangen hat.
Der Dornwald steht aber auch symbolisch für die Situation, in der Maria und das Volk Israel, zu dem sie gehört, gerade steht. Dornige Zeiten – für eine Frau, die jung und unverheiratet schwanger wird. Dornige Zeiten – für ein Volk, das im eigenen Land von römischen Besatzern gegängelt wird. Und das ja nicht erst seit gestern: „… der hat in sieben Jahr kein Laub getragen …“. Damit deutet der Autor an, dass sich Israel schon lange in einer aussichts-losen Lage befindet.
Erst die zweite Strophe eröffnet eine neue Perspektive, die Hoffnung macht. „Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen.“ Weil Maria ohne Vorbehalte zu Gott ihr Ja gesprochen hat, ist sie nun guter Hoffnung. Und mit ihr kann es auch die Welt sein, in die hinein sie Jesus gebären wird.
Wie sehr diese Hoffnung ausstrahlt, bringt die dritte Strophe ins Bild: „Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen.“ Ein wahrhaft adventliches Bild. Noch sind die Dornen nicht verschwunden, aber in ihnen sind die Hoffnungszeichen deutlich zu erkennen.
Der immer wiederkehrende Ruf „Kyrie eleison“ verbindet diese Betrachtung mit uns. Auch wir sollen unsere „Dornwälder“ in den Blick nehmen und dem sich erbarmenden Herrn hinhalten, damit er sie zu „Hoffnungsgärten“ umgestalten kann. Und das Lied sagt uns am Ende jeder Strophe, auf wen wir schauen müssen, wenn auch unsere Dornwälder wieder blühen sollen: „Jesus und Maria“.
Konrad Perabo, Pfarrer
„Noch ehe die Sonne am Himmel stand“, Gotteslob Nr.: 434 (November 2021)
Wenn wir im November gemeinsam unserer Toten gedenken, werden wir dabei zugleich mit den Fragen nach der Vergänglichkeit und dem Sinn unseres Lebens konfrontiert. Woher kommen wir und wohin gehen wir?
Das Lied „Noch ehe die Sonne am Himmel stand“, das sie unter der Nummer 434 im Gotteslob finden, lädt uns ein, innezuhalten und uns diesen Fragen zu stellen. Es gehört zwar nicht zu den klassischen Beerdigungsliedern, kann mit seinem tröstlichen Inhalt aber trotzdem ein guter Begleiter durch den „Totenmonat“ sein.
Der bekannte Frankfurter evangelische Pfarrer Eugen Eckert hat den Text verfasst, in dem er Motive des Psalms 90 verarbeitet. Dieser Psalm ist in Bibel überschrieben mit dem Titel „Der ewige Gott – der vergängliche Mensch“.
Diese Spannung wird bereits in der ersten Strophe angesprochen, in der Gott als der besungen wird, der allem Geschaffenen vorausgeht.
In der zweiten Strophe wird dieser Gott zugleich als Quelle des Lebens erkannt („der du allem Leben den Atem schenkst“) und um Geduld mit seinen Geschöpfen gebeten, die das nicht anerkennen und lieber eigene Wege gehen wollen.
Doch dieser Weg der „Menschen-hochmut“ vergrößert nur die Not, die der Tod in unser Leben hineinbringt. Im Vertrauen auf den, „der du unsre Zeit in den Händen hältst“ bittet daher die dritte Strophe um die Kraft, dieser Versuchung zu widerstehen. Die vierte Strophe schließlich nimmt die Vergänglichkeit und den Tod an, den Gott seinen Menschenkindern auferlegt hat, verbunden jedoch mit der vertrauensvollen Bitte an Gott: „und sei im Tod nicht weit“.
Der Refrain, der nach jeder Strophe wiederkehrt, unterstreicht unsere Verbundenheit mit Gott, der „Zuflucht für und für“. Und sogar die Melodie, die wir dem ukrainischen Komponisten Sergej A. Bazuk verdanken, lässt uns durch eine Fermate an der entscheidenden Stelle des Textes wirklich innehalten, damit wir in Lob und Klage des Lebens als Christen nie vergessen, was unserem Leben von Gott her Sinn und Halt gibt: „Dir leben wir, dir sterben wir – wir gehen von dir zu dir.“
Konrad Perabo, Pfarrer
„Nun, Christen, sind wir frohgemut“ Gotteslob Nr.: 878 (Oktober 2021)
Unser Gesangbuch „Gotteslob“ ist mit seinen unterschiedlichen Liedern auch ein Spiegel für die verschiedenen Glaubensfragen, die die Menschen im Laufe der Jahrhunderte beschäftigt haben. Das Lied, das in diesem Monat betrachtet werden soll, ist dafür ein gutes Beispiel.
Wie kaum ein anderes ist das beliebte Marienlied „Nun, Christen, sind wir frohgemut“ unter der Nummer 878 von der Zeit seiner Entstehung geprägt.
Adolf Lohmann, ein deutscher Musikpädagoge, der unter den Repressionen der Nazis zu leiden hatte, hat den Text seines Freundes Georg Thurmair 1936 vertont. Beide verband nicht nur eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit, die sich in mehreren gemeinsamen Liedkompositionen ausdrückt, sondern auch die kritische Sicht auf das Nationalsozialistische Regime. Gegen dessen Absolutheitsanspruch hat der Journalist Thurmair immer wieder in seinen Texten Einspruch erhoben.
Besonders in den Katholischen Jugendverbänden, deren Zentrum im Haus Altenberg lag, fanden seine Gedanken Gehör und Resonanz. Als die Nazis die Arbeit der Jugendverbände auf rein religiöse Veranstaltungen begrenzten, wurden Wallfahrten und Lichterprozessionen zur „Altenberger Madonna“ zur Ausdrucksform des stillen Protestes. Dieser klingt auch im Lied an.
Schon die erste Strophe setzt dem Hitlergruß die ausgebreiteten Arme Mariens entgegen im Vertrauen: „dann wird kein Feind uns schaden“.
Die anderen Strophen spielen mit der Gegenüberstellung von Helligkeit und Dunkelheit. „Wir aber kommen aus der (dunklen) Zeit ganz arm in deine Helle“, singen wir in der zweiten Strophe, um damit in der dritten die Hoffnung zu verbinden, dass die Kerzen mit ihrem hellen Schein „lösen diesen dunklen Bann“.
In der letzten Strophe vertrauen sich die Beter schließlich der Führung Marias an. „Und führe uns in aller Zeit mit deinen guten Händen.“ Auch hier scheint in der Verehrung der demütigen Gottesmutter ein deutliches Gegenbild zum übersteigerten Führerkult dieser Zeit durch.
Passt ein solches Lied noch in unsere Zeit? – Auch wenn die Texte ihren speziellen geschichtlichen Kontext haben, erinnern sie uns daran, wie der Glaube Menschen zu allen Zeiten ermutigt und getragen hat.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Gott wohnt in einem Lichte" Gotteslob Nr.: 429 (September 2021)
Viele Lieder unseres Gotteslobs versuchen biblische Inhalte in Poesie und Musik umzusetzen. So auch jenes unter der Nummer 429, das ich Ihnen diesmal gerne vorstellen möchte. Es trägt den Titel „Gott wohnt in einem Lichte“.
Geschrieben wurde es in bewegter Zeit, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, von Jochen Klepper, dem wir einige Texte in unserem Gesangbuch verdanken. Er greift mit diesem Lied vor allem die Predigt des Paulus auf dem Areopag (vgl. Apg 17) auf, mit der dieser den Menschen, die dort „den unbekannten Gott“ anbeteten, diesen Gott erklärend nahebringen möchte.
Mit der ersten Strophe erkennt der Autor zunächst die Größe und Unbegreiflichkeit Gottes an, die auch für uns – trotz allem, was er uns über sich durch die Geschichte und vor allem durch Jesus Christus offenbart hat – eine Realität bleibt. Denn Gott wäre nicht Gott, wenn wir, seine Geschöpfe, ihn mit unserem menschlichen Verstand ganz erfassen und durchdringen könnten.
Die zweite Strophe betont jedoch, dass Gottes Unbegreiflichkeit nicht zugleich Distanz bedeutet. „Und doch bleibt er nicht ferne, ist jedem von uns nah.“ Diese Nähe zeigt sich in seiner liebenden Sorge um uns.
Wie weit diese geht verdeutlicht die dritte Strophe durch das Zitat eines Jesus-Wortes: „Auch deines Hauptes Haare sind wohl von ihm gezählt“ und gipfelt schließlich in dem Liebesbeweis schlechthin: der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, der „hat selbst sein Reich verlassen, ist dir als Mensch genaht.“
Gerade in ihm bleibt Gott für alles die richtende und rettende Größe, wie die vierte Strophe betont. An seinem Maßstab zerbricht zugleich alles unheilvoll Dunkel, „was dir so bange macht“.
Und so schließt das Lied mit der zentralen Aussage der Pauluspredigt, die auch uns immer wieder in Erinnerung gerufen werden soll: „Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein, darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein.“
Uns heute ist zu diesem eindringlichen Text noch eine alte, eindringliche Melodie geschenkt, die wir von einem anderen Lied her kennen. So erfahren wir im Singen, dass dieser fern-nahe Gott unser Gott ist, den wir als „Gott ist dreifaltig einer“ (GL 354) bekennen.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen" Gotteslob Nr.: 849 (Juli-August 2021)
Für die vor uns liegende Sommer- und Ferienzeit habe ich ein Segenslied ausgewählt. Denn in einer Zeit, in der sich uns all das aufdrängt, was falsch läuft, noch nicht geht, uns schmerzt oder verärgert, tut es gut, den Blick auf das Schöne und Gute zu lenken und dankbar gut-zu-sagen – benedicere – also als Segen Gottes zu erkennen und zu erbitten.
In diesem Sinne hat der Franziskanerpater Helmut Schlegel das Lied „Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen“ geschrieben, das sie unter der Nummer 849 im Gotteslob finden – hier in einer Vertonung des Frankfurter Kirchenmusikers Winfried Heurich.
Die ersten beiden Strophen erinnern uns an Gott, den Schöpfer von allem, dem auch wir selbst uns verdanken. Mit der Bitte um seinen Segen erkennen wir das an und bitten zugleich um Wachstum und Vollendung all dessen, was Gott in uns und durch uns begonnen hat.
Die dritte und vierte Strophe bittet um Gottes Beistand und Schutz in dieser Zeit. Wie ein bergendes Haus soll uns Gottes Segen umgeben, aber nicht nur den Gesegneten, sondern auch „all die Deinen“.
In der vierten Strophe klingt dabei der alte Aaronitische Segen („Der Herr segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht über dir leuchten …“) an, der den meisten von uns als Segensbitte sehr vertraut ist.
Die fünfte Strophe spricht vom Segen der Vergebung, die uns wirklich neues Leben schenkt, weil uns Gott darin die Zusage gibt: „Es soll wieder gut sein!“ Das lässt uns unseren Weg gestärkt weitergehen.
Die letzten beiden Strophen sagen uns schließlich Gottes Begleitung auf unseren Wegen zu. Das Wissen „Du bist bei mir“ hat schon so manchen Beter in dunklen Stunden getragen. Und so mündet alles in dem zentralen Wort „Friede“, das auch im Refrain regelmäßig wiederkehrt.
Die Erkenntnis, dass ich von Gott mit so viel Gutem gesegnet bin, soll mir auch in allen Schwierigkeiten, die das Leben für uns bereithält, den inneren Frieden schenken und bewahren.
Genau das wünsche ich ihnen für die kommenden Sommertage. „Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen … und leuchten soll dir seines Friedens Licht.“
Konrad Perabo, Pfarrer
"Gottheit tief verborgen" - Gotteslob Nr.: 497 (Juni 2021)
Wenn wir am 3. Juni das Fronleichnamsfest begehen werden, wird sicher auch das Lied Nummer 497 „Gottheit tief verborgen“ im Gottesdienst erklingen. Auch wenn es bereits im alten Gesangbuch zu finden war, lohnt sich ein genauerer Blick darauf.
Sein Text geht auf den berühmten mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin zurück, der diesen Hymnus – damals natürlich noch in lateinischer Sprache – zur Einführung des Fronleichnamsfestes schrieb. Die Dominikanerin Petronia Steiner hat ihn dann im letzten Jahrhundert so übersetzt, dass er gut mit der fran-zösischen Melodie aus dem 17./18. Jahrhundert zusammenklingt. In den Strophen wird mit vielen Verweisen und Bildern das Wunder des Altarsakramentes besungen, in dem Gott „tief verborgen“, aber dennoch „wahrhaft hier“ ist.
Was „Augen, Mund und Händen“ verborgen bleibt, die nur Brot und Wein erkennen, wird durch das, „was Gott Sohn gesprochen“ als Leib und Blut Jesu offenbart und erkannt.
Die dritte Strophe erinnert an den engen Bezug der Eucharistie zum Kreuzestod Jesu, bei der sich „der Gottheit Glanz“ verhüllte. Und doch ist die Nähe zum Auferstandenen, die uns dieses Sakrament vermittelt, der Erfahrung des Apostels Thomas ähnlich, so dass auch wir davor beten dürfen: „Du mein Herr und Gott.“
Jesu Selbstbezeichnung als das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist, um der Welt das ewige Leben zu schenken, steht im Zentrum der fünften Strophe.
Mit dem mythischen Bild des Pelikans, der in Zeiten der Not sein eigenes Fleisch und Blut an seine Jungen verfüttert, um diese zu retten, wird noch einmal die Selbsthingabe Jesu für uns am Kreuz dankbar ins Wort gebracht.
Am Ende steht die Hoffnung nach der Anbetung der verborgenen Gegenwart Gottes im Sakrament in die unverhüllte Anschauung zu gelangen. „Lass die Schleier fallen einst in deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.“
Wenn wir dieses schöne Lied zurzeit schon nicht singen dürfen, dann kann es uns doch zur Meditation über den größten Schatz unseres Glaubens anregen.
Konrad Perabo, Pfarrer
Orgel-Improvisation des Liedes "Gottheit tief verborgen" von Bezirkskantor Florian Brachtendorf
„Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein“ Gotteslob Nr.: 351 (Mai 2021)
Der Mai ist nicht nur ein wichtiger Marienmonat, in ihm feiern wir auch zum Abschluss des Osterfestkreises das Pfingstfest. In dessen Zentrum steht die dritte Person der Dreifaltigkeit.
Die Lieder dieses Festes schenken uns die seltene – vielleicht zu seltene – Gelegenheit, uns im Gebet direkt an den Heiligen Geist zu wenden. Eines davon möchte ich diesmal mit ihnen näher betrachten. Es trägt den Titel „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein“ und ist unter der Nummer 351 im Gotteslob zu finden.
Der im Rheingau verstorbene Gymnasiallehrer Heinrich Bone hat hier eine recht genaue Übertragung des lateinischen Hymnus „Veni Creator Spiritus“ geschaffen, die sich mit der eingängigen Kölner Melodie schon seit fast 175 Jahren großer Beliebtheit erfreut. Zugleich eröffnet sein Text uns einen Überblick über die wichtigsten theologischen Aussagen zum Heiligen Geist.
Die erste Strophe ruft ihn als Schöpfer an und hat dabei sowohl die Erschaffung der Welt, wie auch unsere Neuschöpfung durch die Erlösung „der Kinder dein“ im Blick.
Die zweite Strophe greift die Verheißungen Jesu auf, der seinen Jüngern den Geist als „Beistand und Tröster“ verheißen hat.
An die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die uns im Sakrament der Firmung als „Geschenk vom Vater zugesagt“ werden, um uns zu Zeugen Christi zu machen, erinnert die dritte Strophe.
In der vierten Strophe leuchtet uns regelrecht das Pfingstereignis mit seinen Feuerzungen auf, in dem der Heilige Geist aus verängstigten Jüngern mutige Verkünder gemacht hat.
In der fünften Strophe bitten wir den Geist in gleicher Weise um seinen Schutz und seine Wegweisung durch die Untiefen von „Sünd und Elend“, bevor die letzte Strophe in das dankbare Bekenntnis der Dreifaltigkeit mündet, die zu erkennen und zu preisen uns Gottes Geist anleitet.
Für mich ist dieses gesungene Gebet nicht nur an Pfingsten, sondern auch in schwierigen Situationen des Alltags ein lieber Begleiter geworden, der mein Vertrauen in den Beistand des Heiligen Geistes die Jahre hindurch gestärkt hat.
Konrad Perabo, Pfarrer
Orgel-Improvisation des Liedes "Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein" von Bezirkskantor Florian Brachtendorf
"Zum Mahl des Lammes schreiten wir" -Gotteslob Nr.: 642 (April 2021)
Auch in diesem Jahr wird das Osterfest wieder durch die Pandemie geprägt sein und wahrscheinlich etwas anders aussehen, als wir es gewohnt sind. Vielleicht passt dazu das etwas andere Osterlied, das ich ihnen heute näherbringen möchte.
Es steht – etwas versteckt – unter der Nummer 642 und trägt den Titel „Zum Mahl des Lammes schreiten wir“.
Seinen Ursprung hat dieses Lied bereits an der Wende des 5./6. Jahr-hunderts in Gallien, wo es allerdings noch in lateinischer Sprache als „Ad cenam Agni providi“ gebetet und gesungen wurde. Seit dem Mittelalter bis heute hat es seinen festen Platz als Hymnus in der Ostervesper. Und mit der in Halbenoten würdevoll schreitenden Melodie, die 1690 hinzugekommen ist, entstand ein feier-liches österliches „Gesamtkunstwerk“, das es wert ist, auch heute noch gesungen zu werden.
Inhaltlich bleibt dieses Osterlied nicht beim Geschehen des offenen Grabes stehen, sondern schlägt einen weiten Bogen durch die Heilsgeschichte. Im Zentrum steht dabei das geschlachtete und siegreiche Lamm, das schon im Alten Testament seinen Ursprung hat, dann aber in der Person Jesu seine Vollendung findet.
So erinnert insbesondere die 2. Strophe an das Paschamahl und den Auszug aus Ägypten. So wie das Blut des Lammes damals die Israeliten vor der Vernichtung schützte und in die Freiheit führte, so ist es nun mit dem Blut, das Christus, das „wahre Osterlamm“ am Kreuz vergossen hat, als er sich „für alle Welt zum Opfer“ hingab. Und diese Hingabe ist rückhaltlos, denn „er reicht uns seinen heilgen Leib als Brot, das uns sein Leben schenkt“.
Zu diesem „Mahl des Lammes“, der Eucharistie, sind am Osterfest die (Neu-)Getauften eingeladen, die „mit weißen Kleidern angetan“ nun selbst ein Teil dieser Heilsgeschichte geworden sind. Doch dieses Bild lässt uns noch weiter denken an eine Szene aus der Offenbarung des Johannes (Offb 7), in der deutlich wird, dass durch Kreuz und Auferstehung Jesu nicht nur „der Fürst der Welt“ gefesselt ist, sondern auch „der Hölle Macht zerbrach“.
Was können wir da anderes tun, als dankbar in den Lobpreis der Dreifaltigkeit in der 7. Strophe einzustimmen, in dem nun „Zeit und Ewigkeit“ erlöst und harmonisch im österlichen Jubel zusammenklingen.
Konrad Perabo, Pfarrer
"Holz auf Jesu Schultern" Gotteslob 291 (März 2021)
Der März ist geprägt von der Vorbereitung auf das Osterfest. Dabei schauen wir in besonderer Weise auf das Kreuzesopfer Jesu. Das tut auch das Lied, das ich Ihnen heute vorstellen möchte, und das ich selbst erst während des Lockdown im letzten Frühjahr kennengelernt habe.
Es trägt den Titel „Holz auf Jesu Schultern“ und ist unter der Nummer 291 im Gotteslob zu finden.
Das Lied entstand in den 60er Jahren in den Niederlanden und wurde 1977 von Jürgen Henkys ins Deutsche übertragen. Der Blick auf das von Jesus getragene Kreuz bildet in der ersten und letzten Strophe den Rahmen. Während es zu Beginn vor allem das belastende und schmerzhaft einschneidende Holz auf seinen Schultern ist, erkennt die letzte Strophe darin das Kreuz, das zum „Baum des Lebens“ und „von Früchten schwer“ geworden ist.
In Anspielung auf den Paradiesesbaum bei der Schöpfung setzt Gott mit dem Kreuz für uns Menschen einen neuen Anfang. Was das für unser Leben bedeutet, davon reden die so eingerahmten Strophen.
Die 2. Strophe beschreibt unser Leben als eine „Fahrt“, für die wir den Segen Gottes erbitten, nämlich Friede den Herzen und die Bewahrung der Welt. Doch bereits mit der nächsten Strophe wird klar, dass unsere Realität anders aussieht. Die Erde, die uns trägt, „klagt uns an“, weil wir selbst es sind, die einander den guten Weg verstellen. Doch dieser Anklage setzt der Himmel Jesu gehorsames „Es ist vollbracht“ am Kreuz entgegen. Gott hat den Glauben an uns nicht verloren und tritt selbst für uns ein.
Daher sollen wir „leben aus dem Licht“ wie die 4. Strophe sagt. Denn Gott begegnet uns mit strenger Güte, die klar auf das Gute hin ausrichtet, und zugleich der Güte, die Gnade vor Recht ergehen lässt („gnädig sein Gericht“). So bleibt das Leben ein schwerer, anspruchsvoller Weg, doch er führt nicht, wie die 5. Strophe zunächst glaubt, in den Untergang, sondern zum Leben der Auferstehung. „Warum zweifelst du?“
Die Bitte um das Erbarmen Gottes, die Ignace de Sutter so wunderbar nach einer gregorianischen Vorlage als Kehrvers dieses Liedes gestaltet hat, begleitet uns daher nicht nur in der Fastenzeit auf unserem Weg zum wahren Baum des (ewigen) Lebens. „Kyrie eleison, sieh wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehen.“
Konrad Perabo, Pfarrer
Orgel-Improvisation des Liedes "Holz auf Jesu Schulter" von Bezirkskantor Florian Brachtendorf
Halte zu mir, guter Gott" Gotteslob Nr.: 823 (Februar 2021)
Die Herausgeber des „neuen“ Gesangbuchs, das nun schon seit 2013 im Gebrauch ist, haben sich darum bemüht, darin Texte und Lieder für alle Generationen zu sammeln. Und so finden sich darin neben vielen Liedern mit einer langen Tradition auch neue Lieder, die bewusst auch die ganz kleinen Christen ansprechen wollen. Eines davon möchte ich ihnen heute vorstellen.
Es handelt sich um das Lied „Halte zu mir, guter Gott“ und ist unter der Nummer 823 im Diözesanteil des Gotteslobs zu finden.
Viele Kinder werden das Lied bereits aus der KiTa kennen, wo es gerne im Morgenkreis oder in dortigen Gottesdiensten gesungen wird. Den Text verdanken wir dem Pädagogen Rolf Krenzer, der in unserem Bistum geboren wurde und lebenslang mit geistig behinderten Menschen gearbeitet hat. Dabei war es ihm ein besonderes Anliegen, wichtige Sachverhalte in einer einfachen Sprache zu vermitteln. Das ist ihm auch in diesem Lied gelungen.
Die erste Strophe thematisiert Gottes Beistand und Schutz, der sich dann als roter Faden auch durch die weiteren Strophen ziehen wird. Dabei werden die segnenden Hände, die wie ein Dach über mir ausgebreitet werden, zum sprechenden Symbol für diesen Schutz.
Die zweite Strophe macht die Kinder auf die Möglichkeit aufmerksam, Gott, den sie zwar nicht sehen können, der aber „jederzeit bei mir“ ist, in der Stille zu erspüren.
In der dritten Strophe werden auch die unangenehmen und schmerzhaften Erfahrungen des Lebens angesprochen. Doch auch hier ist die Botschaft, dass diese Erfahrungen kein Zeichen der Abwesenheit Gottes sind, sondern auch dann die Gewissheit bleibt: „du bist nicht weit“.
So schließt die vierte Strophe mit der Freude und dem Dank, die wir – wie alles andere – Gott hinhalten dürfen und nicht vergessen sollten.
Die einfache Melodie, die Ludger Edelkötter beigesteuert hat, zeichnet lauter kleine musikalische (Schutz-)Bögen und lädt so förmlich dazu ein, das Lied mit dem ganzen Körper zu beten und bei der Bitte „Halt die Hände über mich“ sich selbst oder dem anderen die Hände über den Kopf zu halten. So hilft das Lied Klein und Groß zu einem guten, betenden Start in den von Gott geschenkten Tag.
Konrad Perabo, Pfarrer
Orgel-Improvisation des Liedes "Halte zu mir, guter Gott" von Bezirkskantor Florian Brachtendorf
„Lobpreiset all zu dieser Zeit“ Gotteslob Nr.: 258 (Januar 2021)
Mit großen Erwartungen gehen viele von uns in das neue Jahr hinein. Nachdem die Corona-Pandemie unser Leben im Jahr 2020 so sehr im Griff hatte, erhoffen sich viele vom neuen Jahr eine Wende.
Zu dieser Hoffnung passt auch das Lied, das gerne zum Jahreswechsel gesungen wird und das ich ihnen heute näher vorstellen möchte.
Es trägt den Titel „Lobpreiset all zu dieser Zeit“ und ist im Gotteslob unter der Nummer 258 zu finden.
Der Text dieses Liedes geht auf Heinrich Bone zurück, einen gebürtigen Sauerländer und in seiner Zeit bekannten Gymnasiallehrer, der mit seinen Veröffentlichungen im 19. Jahrhundert den Grundstock für kommende Kirchengesangbücher legte. Dabei griff er nicht nur auf bereits vorhandene Lieder zurück, die er überarbeitete, sondern schuf selbst eigene Werke, zu denen auch unser Lied gehört. Hier war sein Ziel, den christlichen Sinn des Jahreswechsels herauszuarbeiten. Daher spricht das Lied von einer dreifachen Wende.
Am Anfang steht der Verweis auf die Wintersonnenwende, die eng mit dem Jahreswechsel verbunden ist. Doch hier, „wo Sonn und Jahr sich wendet“, geht eine neue „Sonne der Gerechtigkeit“ auf, die mehr als nur eine Jahreswende herbeiführt.
Schon durch die Melodie, die Bone von dem Lied „Ich steh an deiner Krippe hier“ übernimmt, wird deutlich, auf wen er hier anspielt: auf Jesus Christus, der an Weihnachten „aus seiner Herrlichkeit eintrat ins Erden-leben“. Dies ist die zweite, entscheidende Wende.
Doch von ihm her erscheint auch unser Leben in einem neuen Licht. „Christus hat unser Jahr erneut und hellen Tag gegeben.“ Mit Christus an der Seite wendet sich unser Leben von der Nacht der Verzweiflung zur Zuversicht des Tages. Denn nun schenkt er uns nicht nur als Weg und Wahrheit Orientierung, sondern „will als Bruder bei uns stehen“.
Gehen wir mit diesen hoffnungsvollen Gedanken in das vor uns liegende Jahr, damit wir auch beim nächsten Jahreswechsel wieder dankbar in den Refrain einstimmen können: „Dem Herrn, der Tag und Jahr geschenkt, der unser Leben trägt und lenkt, sei Dank und Lob gesungen.“
Konrad Perabo, Pfarrer
Weitere Lied-Betrachtungen finden Sie hier:
das Jahr 2020 - zum Teil mit Orgel-Interpretationen gespielt von Bezirkskantor Florian Brachtendorf
das Jahr 2019 - zum Teil mit Orgel-Interpretationen gespielt von Bezirkskantor Florian Brachtendorf