
Katholische Kirche St. Katharina Ransel
Ortskirche
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Kirchstr. 21a
65391 Lorch-Ransel
Ransel ist, nach Ausweis des Taufbuches, erst 1653 zu einer Pfarrei errichtet worden. Vorher hatte es zwar einen Pleban (Leutpriester, Seelsorger), wurde aber bis 1674 vom Kloster Schönau versehen. Nach einer anderen Quelle hatte Ransel bereits seit 1444 einen eigenen Pfarrer. Zu Ransel gehörte stets als Filiale der Ort Wollmerschied. Sauerthal, gleichfalls kurze Zeit eine selbstständige Pfarrei, kam in ein Filialverhältnis zu Ransel. Für die frühere Zugehörigkeit zu Lorch sprechen nicht bloß einzelne Einkünfte, welche der Pfarrer zu Ransel aus der herrschaftlichen Kellerei zu Lorch bezog, sondern auch der Umstand, dass die Ranseler bis zum Jahre 1684 aus der Pfarrkirche zu Lorch gratis die Hostien bezogen, wofür sie dem Lorcher Pfarrer 25 Ostereier abzugeben hatten.
Ransel wird erstmalig 1187 als „Ramsel"(Knoblauchstätte) erwähnt. Der Name könnte darauf hinweisen, dass „Ramsel“ ursprünglich eine keltische Siedlung war Es gehörte zu den ersten Stützpunkten des Mainzer Erzstiftes, das bereits in dieser Zeit neben dem Hof Ransel einen Hofbesitz in Weisel besaß. 1675 trennte Ransel seine Waldmark von der von Wollmerschied und 1767 von der von Lorch. Ein eigenes Gerichtssiegel hatte Ransel seit 1765. Es zeigte die Schutzpatronin der Kirche, die hl. Katharina. 1714 soll Ransel abgebrannt sein. Bis 1803 verlief bei Ransel die Grenze zur Kurpfalz mit dem Amt Kaub. Später war Ransel Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich der Ort in einem kleinen Gebiet, dem Freistaat Flaschenhals zwischen den Besatzungszonen der Amerikaner und Franzosen. Das Gebiet wurde 1919 im Vertrag von Versailles als Freistaat anerkannt und bestand bis 1923. Seit 1947 ist Ransel Teil des Bundeslandes Hessen. Am 01.01.1977 wurde Ransel nach Lorch eingemeindet.
Um 1700 hatte Ransel 17 Bürger und 5 Beisassen, 1820 waren es 255 Einwohner. 1960 betrug die Einwohnerzahl 415, jetzt sind es ca. 450.
Ransel war eigentlich immer „Grenzgebiet“. Auch heute ist es der äußerste Zipfel von Hessen, bzw. auch des Rheingau-Taunus-Kreises. Gärten, getrennt durch einen kleinen Weg, die sich direkt an die Gärten der Häuser, parallel, entlang der Hauptstrasse anschließen, waren zeitweise nicht mehr zu Ransel gehörig. Ransel war wohl immer ein Durchgangsort von der damaligen reichen „Kloster“- und Färberstadt Lorch mit ihrem Weinanbau nach Nastätten in das Blaufärberland oder weiter in das Kannenbäckerland. Die Bürger lebten hauptsächlich vom Schieferabbau in den umliegenden Schiefergruben und vom reichlich vorhandenen Wald.
Von der Beschaffenheit der ersten Kirche oder Kapelle zu Ransel ist nichts mehr bekannt. Wahrscheinlich ist sie 1714 einem Großbrand zum Opfer gefallen, bei dem fast der ganze Ort abbrannte. Die jetzige Kirche wurde von 1740 - 45 erbaut; sie war ein einfacher Kasten, dessen Eingang heute noch vor der Sakristeitür auf der linken Seite zu sehen ist. Es handelte sich ursprünglich um einen verputzten Saalbau aus Schiefer-Bruchstein. Der Dompropst gab freiwillig Geld und Holz zum Kirchenbau. 1746 wurde sie konsekriert und der heiligen Katharina von Alexandria (Märtyrerin, Gedenktag 25. Nov., Attribute: zerbrochenes Rad, Buch, Krone) geweiht. Sie hat drei Altäre, St. Katharina, der seligen Jungfrau Maria und der heiligen Barbara (Patronin der Bergleute) geweiht. Auch hat die Kirche authentische Reliquien des hl. Justinus und des hl. Philipp Neri. Die Baulast lag auf den Gemeinden Ransel und Wollmerschied. Doch scheint der damalige Bau nicht sehr solide gewesen zu sein, denn schon 1797 war der Kirchengiebel und Turm dem Einsturz nahe, so dass die Gemeinde sie notdürftig reparieren ließ. Die Orgel war um 1790 so schlecht, dass Pfarrer Weller sich bewogen fand, auf seine Kosten eine neue anzuschaffen. Die neue Orgel wurde 1791 von Fa. Ripple in Mainz erbaut.
1783 wurde das baufällige Beinhaus auf dem Friedhof abgerissen und nicht mehr erneuert. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Friedhof das neugotische Kruzifix aus gelbem Sandstein errichtet. Der Kirchfriedhof wird auch heute noch genutzt.
Die Kirche wurde 1862 restauriert. 1890 wurde der Chor erweitert.
1912 wurde die jetzige Orgel von der Fa. Horn, Limburg erbaut, dabei wurden auch die alten Orgelpfeifen aus Holz ausgetauscht, die wiederum an die Bauern als Jauche-Rohre versteigert wurden. Die Orgel kann heute noch im „Fußbetrieb“ gespielt werden.
1926 wurden neue Kirchenglocken angeschafft. Nach einem Erlass des Reichswirtschaftsministers wurden am 30.03.1942 die größte und die kleinste Glocke beschlagnahmt.
Während des 2. Weltkrieges schlug im Gottesdienst um 7.00 Uhr morgens, genau in der Mitte des Hauptschiffes, eine Granate ein. Ein Teil des Daches, der Decke und der Fenster wurden dabei zerstört. Diese Schäden wurden komplett durch Eigenleistung und die ortsansässigen Betriebe erneuert. Personenschaden gab es trotz des stattfindenden Gottesdienstes keinen. Die Fenster haben keinen großen Schaden erlitten, wurden aber dennoch erneuert. Einzig das hinter dem Hochaltar befindliche Fenster blieb erhalten.
Nach dem Krieg wurde das Dach der Kirche neu eingedeckt. Ein gedungener Hauben-Dachreiter bekrönt das westliche Schieferdachende.
1952 bekam die Kirche neue Glocken, das Läutewerk wurde elektrifiziert.
1954 wurde eine westliche Vorhalle angebaut und gleichzeitig die hölzerne Orgelempore im Innern weiter vergrößert, unter Verwendung der alten Bauteile. Im Zuge der Renovierungen der 1950er Jahre wurde auch der Außenputz entfernt und so präsentiert sich das Gebäude heute „steinsichtig“ nach dem Geschmack der damaligen Zeit.
1963 entstanden unter Pfarrer Ramb eine neue Sakristei, neue Fußböden und eine Warmluft-Heizungsanlage, diese wurde bis 1993 genutzt, und dann auf Erdgas umgestellt.
1967 – 1980 war Clemens Rohbeck Pfarrer, der umfangreiche Renovierungsarbeiten veranlasste. 1971 wurden bei der Renovierung der Altäre und des Innenraumes die Deckengemälde entfernt. Pfarrer Rohbeck fand aber auch das heutige Sockelschild am Hochaltar. Dies war mit der Rückseite als „Baustein“ am Hochaltar verwendet worden und zeigt eine Inschrift eines Mannes aus Oestrich-Winkel mit einer Widmung. Wann und warum genau das Chorgestühl und die bereits tiefer gesetzte Kanzel (sie wackelte) sowie die Kommunionbank komplett entfernt wurden, ist nicht bekannt. 1960 war alles noch vorhanden, aber wohl morsch.
Bis 1980 lebten in Ransel Dernbacher Ordensschwestern, die auch den katholischen Kindergarten betreuten. Der im Eingangsbereich befindliche Altar stammt vermutlich aus dem Haus der Schwestern.
1980 kam die Pfarrgemeinde Ransel zum pastoralen Raum Lorch, Pfarrer war Wilhelm Benedikt. 1981 bis 1988 war Schwester Clarentia Gemeindeschwester. Von 1989 bis 2015 war Silvia Mertens Gemeindereferentin.
1995 fand eine Renovierung des Innenraumes statt, mit Wiederherstellung der gemalten Heiligen in Neorenaissancerahmungen von 1900, als Werke des Mainzer Kirchenmalers Valentin Volk, und durch den Restaurator Herrn Daniel aus Geisenheim/Marienthal wieder freigelegt. Das Gemälde über dem Hochaltar konnte nicht wieder erstellt werden.
Am 30.11.1996 Jubiläum: 250 Jahre Pfarrkirche St. Katharina Ransel.
Ab 2005 war Holger Daniel Pfarrer.
Zum 01.01.2010 Zusammenschluss mit acht weiteren Kirchengemeinden zum pastoralen Raum Rüdesheim-Lorch; St. Katharina wurde Ortskirche von St. Martin Lorch.
Seit dem 01.01.2015 die weitere Fusion zum pastoralen Raum Heilig Kreuz Rheingau, Sitz Geisenheim; Pfarrer sind Marcus Fischer und Michael Pauly. http://heilig-kreuz-rheingau.de/.
2021 wurde das ehemalige spätgotische Altarkreuz (ca. 1520), das seit 40 Jahren in der Sakristei hing und dessen Korpus mit Goldfarbe überstrichen war, zur Restaurierung in die Werkstatt von Christiane Kunz-Weiß in Niddatal gegeben. Mithilfe von Spenden konnte das Vorhaben finanziert werden. Am Aschermittwoch, den 22. Februar 2023 fand mit der Segnung des in seiner Ursprungsfassung wiederhergestellten Kreuzes das Projekt seinen Abschluss. Das Kreuz wurde, mit den beiden dazugehörigen Allianzfiguren aus dem Hochaltar zu einer Kreuzigungsgruppe zusammengeführt und vorne rechts im Chor aufgehängt.
Hochaltar um 1685 in Knorpelwerkstil mit spätgotischen Figuren von unterschiedlichen Schnitzern im Altar neu zusammengestellt.
Hauptfigur in der Mitte: Muttergottesfigur aus Holz, qualitätsvolle Arbeit aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, Fassung erneuert, Krone und Zepter ergänzt. Seitlich: Heilige Barbara mit dem
Turm und die heilige Katharina mit dem Schwert. Die Assistenzfiguren, rechts und links neben der Tabernakelnische (Maria und Johannes) , gehören wohl zu einem Kreuz aus dem 17. Jh., welches sich bis 2023 in der Mitte des Altares befand und bei der Neusortierung zum Taufstein gehängt wurde. Das Sockelschild hat die Inschrift: „Zu Ehren Gottes und Lob St. Anna hat der Ehrsahm Dn. Johannes Wollf Bürgersohn Bender allhirr in Oestrich und seine liebe Hausfrau Anna Gertrudis diesen Altar lassen illuminieren. Im Oktober Anno Domini 1685“.
Chor rechts: Spätgotische Kreuzigungsgruppe (ca. 1520, ehemals aus dem Hochaltar s. o. Geschichte) mit Maria und Johannes.
Chor links: Petrus und Paulus, dahinter die Heilige Katharina.
Rechter Seitenaltar mit Intarsien-Altarretabel. Unten ein Gemälde der Beweinung Christi, darüber ein Gemälde der heiligen Elisabeth von Thüringen. Seitlich darunter rechts und links zwischen ionischen Säulen vier Nischen mit folgenden Alabasterfiguren: Hl. Cäcilia, Hl. Dorothea, Hl. Katharina, Hl. Margaretha (alles Anfang 17. Jh., bis auf das große Altarbild, das wohl aus dem 20. Jh. stammt). Er war vor der Restaurierung übermalt, bzw. mauerwerklich verputzt. Der jetzige Sockel wurde nachträglich angebracht, bzw. mehrfach verändert in den Jahrhunderten.
Linker Seitenaltar: Architektonischer Aufbau aus dem 17. Jahrhundert, Gemälde neueren Datums (Maria mit Jesus auf dem Schoß).
Im Kirchenschiff: Weitere Heiligenfiguren aus dem 18. Jh. aus Holz und farbig gefasst:
Links vorne: Antonius der Große
Rechts vorne: Sebastian
Links hinten: Nikolaus
Rechts hinten: Johannes von Nepomuk
Die Heiligen an der Decke, im Uhrzeigersinn:
Hl. Hildegard
Hl. Bilhildis
Hl. Lubentius von Dietkirchen
Hl. Goar von St. Goar
Hl. Alban von Mainz
Mitte hinten: Hl. Rabanus Maurus von Mainz
Werner von Oberwesel
Hl. Ferrutius von Mz.-Kastel / Bleidenstadt
Hl. Castor von Koblenz
Hl. Katharina
Hl. Elisabeth von Schönau
Hl. Bonifatius
Im Chorraum befindet sich ein Deckenfresko vom Lamm Gottes.
Im Kirchenschiff: Taufstein aus Marmor, Ende 18. Jh., dahinter ehemaliges Hochaltarkreuz aus dem 17. Jahrhundert.
Im Eingangsbereich: Altar wohl aus dem ehemaligen Schwesternhaus der Dernbacher Schwester. Die Figuren wurden von der Ranseler Keramikerin Felizitas Müller gestiftet.
Orgel gebaut 1912 von dem Orgelbauer Carl Horn, weitestgehend original erhalten.
Glocken:1952 von der Fa. Albert Junker, das Läutewerk wurde elektrifiziert. Bis dahin wurde von
Hand geläutet. Das Geläut besteht aus drei Glocken, (Christus, Maria, Josef), diese wurden seinerzeit aus Briloner Sonderbronze gegossen. Diese zinnfreie Kupfer-Silizium-Legierung wird heute nicht mehr verwendet und war in Brilon entwickelt worden, um in der Nachkriegszeit Devisen zu sparen.
Quellen: Chronik der Stadt Lorch im Rheingau
„Heft Ransel“ von Pfarrer Zell
„Ransel – Notizen zur Kirche“ von Theo Debert 20.02.1984
Auszug aus „Beiträge zur Geschichte des Handcapitels Rheingau und seiner vierundzwanzig Pfarreien“, Wiesbaden 1879
http://www.lorch-ransel.de/
„… ist ein feins Ländlein“ von Karl Rolf Seufert
Erinnerungen Ranseler Bürger
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